Tod eines Dirigenten Tod eines Dirigenten: Sinopoli erlag Herzinfarkt
Berlin/dpa. - Der plötzliche Tod des Dirigenten GiuseppeSinopoli hat in der internationalen Musikwelt einen Schockausgelöst. Der 54-jährige Italiener starb am Freitagabend völligüberraschend in Berlin, nachdem er mitten in einer Aufführung derOper «Aida» von Giuseppe Verdi mit einem Herzinfarktzusammengebrochen war. Der Leichnam Sinopolis, der Chefdirigent derSächsischen Staatskapelle in Dresden war und in diesem Sommer erneutDirigent bei den Bayreuther Festspielen sein sollte, wurde bereitsam Sonntag in seine Heimat übergeführt. Vertreter der Musikweltäußerten sich tief bestürzt und fassungslos über den Tod Sinopolis.
Zwei Tage nach seinem Tod sollte Sinopoli in Rom aufgebahrtwerden. Die Bevölkerung sollte vom Sonntagnachmittag an auf demKapitol Abschied von ihm nehmen können. An diesem Montag sind dieTrauerfeierlichkeiten in der römischen Kirche Santa Maria degliAngeli mit Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi.
Sinopoli war in der Deutschen Oper Berlin gegen Ende des drittenAktes von «Aida» plötzlich vom Pult gestürzt, nachdem die Musikerbereits einige Unsicherheiten bei ihm bemerkt hatten. Trotz sofortvorgenommener Wiederbelebungsversuche kam jede ärztliche Hilfe zuspät. Der Dirigent wurde bewusstlos in das Deutsche Herzzentrumeingeliefert, wo sein Tod um 23.15 Uhr festgestellt wurde, teilteeine Sprecherin des Herzzentrums mit. Sinopolis Frau war bei ihm.
Die «Aida»-Vorstellung wurde abgebrochen. Das Publikum in derausverkauften Vorstellung, die Sinopoli ausdrücklich dem Andenkendes im Dezember gestorbenen Generalintendanten der Oper, GötzFriedrich, gewidmet hatte, reagierte verstört.
Sinopoli wollte am Sonntag eine zweite Aufführung dirigieren, dienun sein Landsmann Marcello Viotti übernahm. Die zwei «Aida»-Vorstellungen seien «als Zeichen der Versöhnung» zwischen Sinopoliund Götz Friedrich geplant gewesen, nachdem Sinopolis Engagement alsChefdirigent der Deutschen Oper 1990 wegen künstlerischerUnstimmigkeiten zwischen beiden nicht zu Stande gekommen war,betonte die Deutsche Oper.
Opernhäuser und Orchester von Berlin bis Wien gedachten mitSchweigeminuten, Gedenkreden oder Trauermusiken des Dirigenten. Deritalienische Dirigent Riccardo Muti sprach von einem «unersetzbarenVerlust für die Musik. ... Die Scala, Italien und die ganze Welthaben einen großen Künstler verloren.» Italienische Zeitungenberichteten bereits am Samstag in großer Aufmachung über den Tod desDirigenten.
Der Leiter der Bayreuther Festspiele, Wolfgang Wagner, zeigtesich fassungslos. Sinopoli hätte auch in diesem Sommer Jürgen Flimmsumstrittene Inszenierung von Richard Wagners «Der Ring desNibelungen» musikalisch leiten sollen, wofür er im vergangenen Jahrauch Publikums-Proteste erntete. «Mit ihm haben wir einen wahrenFreund verloren.» In insgesamt 15 Spielzeiten habe Sinopoli 93Aufführungen auf dem Grünen Hügel geleitet.
Für die Dresdner Semperoper ist der Tod Sinopolis, seit 1992Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle, ein «Schicksalsschlag»,wie es Intendant Christoph Albrecht ausdrückte. Vom Jahr 2003 ansollte Sinopoli Generalmusikdirektor an der Sächsischen Staatsoperwerden. Im April 1999 verlängerte er seinen Vertrag mit derStaatskapelle bis zum Jahr 2007. Auch in Wien herrschte Bestürzung.Staatsoperndirektor Ioan Holender bezeichnete Sinopolis Tod als«einen ganz großen Verlust für die Staatsoper und für michpersönlich».