Thüringen Thüringen: Theaterhaus Jena feiert 20-Jähriges

Jena/dpa. - Das Theaterhaus Jena war für Rainald Grebe der Beginneiner bundesweiten Karriere. Der Kabarettist und Comedian, der mitseinen schrägen Programmen und Landeshymnen («Brandenburg») landauf,landab gefeiert wird, bekam das erste Theaterengagement seinerLaufbahn zur Jahrtausendwende in Jena. Damals war er 28. Heute istGrebe Aushängeschild der unkonventionellen Bühne, die vor 20 Jahrenin der Ruine des alten Jenaer Stadttheaters eröffnet wurde und alsReferenz an die auch von Widerständen geprägte Anfangszeit einenzornigen Engel im Logo führt. Das in unmittelbarer Nachbarschaft vonFriedrich Schillers Gartenhaus gelegene Theater gilt über Thüringenhinaus als Experimentierlabor für junge Künstler.
«Jena war die Kinderstube, in der man alles ausprobieren konnte»,erzählt sich der heute 40-jährige Grebe über seine Zeit in derUniversitätsstadt. «Ich konnte alles machen: Puppenspieler,Schauspieler, Dramaturg, Regisseur.» Für die Förderung jungerSchauspieler, Autoren oder Regisseure ist die Bühne, deren erstesEnsemble das Arbeitsamt über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmenfinanzierte, inzwischen längst über Thüringen hinaus bekannt.
«Experiment ist unser Auftrag», sagt Andrea Hesse, die zu denGründerinnen des Hauses gehört und eine von siebenGesellschafterinnen der 1993 gegründeten Theaterhaus GmbH ist. FürThüringens Kulturminister Christoph Matschie (SPD) ist dasTheaterhaus «ein Ensemble, das vor Kreativität nur so sprüht».
Seit der Gründung am 29. November 1991 wurden in Jena 213Schauspielproduktionen aufgeführt, Spielzeiten waren mit«WüsteGegenZeit» oder «Triumph der Provinz» überschrieben. MancheSaison bestand nur aus Uraufführungen - von jungen Autoren eigens fürdas Theaterhaus geschriebenen oder mit freien Theatergruppenbundesweit koproduzierten Stücken. In der gerade begonnenen Spielzeit2011/2012 - Motto «Weine, weine, Bestie Mensch» - stehen 14 Premierenauf dem Programm. Darunter «Urfaust», «Betaville» - ein Stück inkompletter Dunkelheit nach dem Sciene-Fiction-Kultfilm «Blade Runner»- und «Die blauen Augen von Terence Hill», eine Hommage an denItalo-Western-Held der 70er Jahre.
In den konventionellen Thüringer Stadttheatern mit ihrem oftmalssehr konservativen Publikum ist ein solches Programm nur schwervorstellbar. In der Universitätsstadt mit ihrem studentischen Flairkommt es umso besser an. Dabei erweitere der Verzicht aufBesucherabonnements, für größere Häuser eine wichtige Einnahmequelle,die Spielräume für das Ensemble, sagen Hesse und Grebe. «Da muss mankeine Operetten inszenieren, nur weil das Publikum das erwartet.»
Mit Beginn der Spielzeit 2011/2012 übernahm ein achtköpfiges Teamum den Regisseur Moritz Schönecker die Leitung des Theaterhauses. Esist die vierte Leitungsgeneration seit der Gründung,Durchschnittsalter: 29 Jahre. Der regelmäßige Komplettaustausch derkünstlerischen Leitung ist in der Satzung festgeschrieben. Das Haussoll von unterschiedlichen künstlerischen Handschriften profitieren.Zur Jubiläumsfeier an diesem Samstag (3. Dezember) erwartet dasTheaterhaus zahlreiche einst hier engagierte Künstler undMitarbeiter.
Verglichen mit anderen Bühnen kommt das Theaterhaus Jena mit einemsehr kleinen Etat aus: Zu den knapp 1,9 Millionen Euro in dieserSpielzeit steuern Stadt Jena und Land Thüringen jeweils 800 000 Eurobei, bis 2016 sollen die Zuschüsse auf 950 000 Euro steigen. ZumVergleich: 17 Millionen Euro gibt das Land in diesem Jahr allein fürdas Deutsche Nationaltheater Weimar aus. Allerdings sei das JenaerLow-Budget-Modell auf andere Thüringer Bühnen mit mehreren Spartennicht übertragbar, erklärt Hesse. «Es wäre auch mies, die Theatergegeneinander auszuspielen.»