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Theaterprovokateur Theaterprovokateur: Volksverhetzung?

25.06.2002, 13:58
Polizeibeamte stoppen den Theaterprovokateur Christoph Schlingensief (r.), der am Montag in Düsseldorf Federn vor der Firma des nordrhein-westfälischen FDP-Vorsitzenden Jürgen Möllemann verteilt. Schlingensief verbrannte eine israelische Fahne und eine Strohpuppe, auf der das Bild des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon klebte. Bei der Aktion zerriss Schlingensief FDP-Wahlplakate, kippte tote Fische auf die Straße und schüttete Federn in ein mitgebrachtes Klavier.
Polizeibeamte stoppen den Theaterprovokateur Christoph Schlingensief (r.), der am Montag in Düsseldorf Federn vor der Firma des nordrhein-westfälischen FDP-Vorsitzenden Jürgen Möllemann verteilt. Schlingensief verbrannte eine israelische Fahne und eine Strohpuppe, auf der das Bild des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon klebte. Bei der Aktion zerriss Schlingensief FDP-Wahlplakate, kippte tote Fische auf die Straße und schüttete Federn in ein mitgebrachtes Klavier. dpa

Düsseldorf/dpa. - Der Internet-Auftritt, auf der der Regisseur unter anderem dazuaufgefordert hatte, «Werden Sie Selbstmordattentäter», sei eine«absolute Unverschämtheit», sagte Mocken. Auf Grund desErscheinungsortes der Website an Schlingensiefs Wohnort Berlin, seidie dortige Staatsanwaltschaft zuständig.

Nach Auffassung des nordrhein-westfälischen FDP-VorsitzendenJürgen Möllemann muss auch die Staatsanwaltschaft Duisburg wegeneines Offizialdeliktes gegen Schlingensief ermitteln. Im Theater derRuhrgebietsstadt hatte der Regisseur am vergangenen Sonntag bei einerDarbietung der «Aktion 18» auf einem Foto des Politikersherumgetrampelt, diesem mit einer Bohrmaschine zugesetzt und «TötetMöllemann» gerufen. Damit habe er zu einer Straftat aufgerufen, sagteMöllemann am Dienstag in Düsseldorf. Die verfassungsrechtliche Grenzeder Kunstfreiheit sei weit überschritten. Er fühle sich in seinenRechten verletzt, so Möllemann. «Was daraus wird, wird sich zeigen.»

Die Staatsanwaltschaft Duisburg habe Vorermittlungen wegen desVerdachts möglicher Straftaten eingeleitet, sagte ein Sprecher amDienstag. Die Polizei sei gebeten worden, ihre Erkenntnisse über denSchlingensiefschen Theaterabend mitzuteilen.

Auch bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft werdenVideoaufzeichnungen der Polizei «haargenau geprüft», so Mocken. Inder Landeshauptstadt hatte Schlingensief mit der «Aktion 18» amvergangenen Montag gegen Möllemanns Äußerungen vor dessen Firmademonstriert. Nach bisheriger Kenntnis lägen jedoch keineverfolgbaren Straftaten wegen Beleidigung oder Verunglimpfung vor,berichtete Mocken.

Schlingensiefs Auftritt, bei dem er einen Galgen mit Strohpuppe,ein Konterfei des israelischen Staatspräsidenten Ariel Sharon sowieeine israelische Flagge verbrannte, scheine auf Grund des Rechts aufMeinungsfreiheit gedeckt.

Schlingensief sagte am Dienstag der dpa, er habe in Duisburgkeinesfalls «Tötet Möllemann» gerufen. «Da ist etwas gehört worden,was gar nicht da war», sagte der Theatermacher und verwies auf einedramaturgische Pause zwischen den Wörtern. «Was ich auf der Bühnemache, steht im Kunstkontext.» Den Vorwurf, sein Webauftritt seivolksverhetzend, konterte er mit der Aussage, wonach «alle Teile derSeite aus anderen Seiten zusammengestellt» seien. Diese Originalewürden von den Staatsanwaltschaften bislang nicht verfolgt.