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Theater Theater: Schauspieler Dieter Mann wird 70

Von Peter Claus 19.06.2011, 09:49
Der Schauspieler Dieter Mann feiert am 20.06.2011 seinen 70. Geburtstag. (ARCHIVFOTO: DPA)
Der Schauspieler Dieter Mann feiert am 20.06.2011 seinen 70. Geburtstag. (ARCHIVFOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Dieter Mann hat das Berliner Theaterleben in denvergangenen Jahrzehnten entscheidend mitgestaltet. Von 1964 bis 2006gehörte er als Schauspieler zum Ensemble des Deutschen TheatersBerlin. In den Jahren 1984 bis 1992 leitete er die Bühne auf Wunschdes Ensembles als Intendant. Viele von ihm eingesprochene Hörbücherwurden Bestseller. Anlässlich seines 70. Geburtstags (20.6.)erscheint im Eulenspiegel Verlag seine Lesung von Joseph RothsNovelle «Joseph Fallmerayer».

Auch auf dieser CD begeistert Mann mit der Fähigkeit, Texte zumLeuchten zu bringen. Dabei verbiegt er das Werk eines Dichters mitseiner Sprechkunst nie, sondern feiert es. «Mir kommt es immer daraufan, das Publikum teilnehmen zu lassen. Ich messe Qualität nicht anFormalem, sondern am Inhalt. Den möchte ich den Zuschauern oderZuhörern lustvoll offenbaren», sagt Mann im Interview mit derNachrichtenagentur dpa.

1941 in Berlin in einfachen Verhältnissen geboren, lernte Mann inden 50er Jahren zunächst den Beruf des Drehers, arbeitete in einerFabrik und holte das Abitur nach. 1962 begann er dasSchauspielstudium in Ost-Berlin. Noch während der Ausbildung wurdeRegisseur Frido Solter auf das außerordentliche Talent Mannsaufmerksam und holte ihn 1964 für die Hauptrolle in dem Stück«Unterwegs» ans Deutsche Theater Berlin.

Manns Darstellung des Edgar Wibeau in Ulrich Plenzdorfs «Die neuenLeiden des jungen W.» machte ihn 1972 endgültig weit über Ost-Berlinhinaus bekannt. Am Deutschen Theater brillierte er in vielen großenRollen der Klassik und der Moderne, begeisterte ebenso in Burleskemwie der Revue «Zwei Krawatten». Auch in Film und Fernsehen war undist er regelmäßig in prägenden Rollen zu sehen.

Besondere Verdienste erwarb sich Mann als Intendant des DeutschenTheaters Berlin in der Vor- und in der Wendezeit. Er engagierte zumBeispiel die von der Kulturbürokratie der DDR kritisch beäugtenRegisseure Frank Castorf, Thomas Langhoff und Heiner Müller.Rückblickend sagt er dazu lakonisch: «Da klopfe ich mir nicht auf dieSchultern. Aber ich bin froh, dass ich mich künstlerisch nicht geirrthabe. Diese Männer haben Großes geleistet.»

Ruhe gönnt sich Mann nicht. «Rentnersein kenn' ich nicht.»Gastspiele an verschiedenen Bühnen Deutschlands und Österreichs, etwaam Burgtheater Wien, die Arbeit vor der Kamera, zuletzt in dem aufverschiedenen Festivals gefeierten Spielfilm «Vergiss Dein Ende», undimmer wieder Hörbuch-Produktionen halten Mann auf Trab.

In den vergangenen Jahren triumphierte der Schauspielstar aufvielen Gastspielen immer wieder mit dem Thomas-Mann-Abend «Fülle desWohllauts». Publikum und Kritik sind von dieser von ihm alleinbestrittenen szenischen Aufarbeitung von Teilen des Romans «DerZauberberg» immer wieder begeistert.

Seit seinem Ausscheiden aus dem Ensemble des Deutschen Theatersvor fünf Jahren fesselte Mann unter anderem am StaatsschauspielDresden als Lessings Nathan und als Shakespeares Lear. «Ich bin reichbeschenkt worden, und ich habe viel Glück gehabt», sagt er dazu undmeint mit dem Satz wohl auch seine gesamte Karriere.

Typisch für Manns Einstellung zum Beruf des Schauspielers istseine Auskunft auf die Frage, was für ihn das Wesentliche der Arbeitist: «Die Zuwendung der Zuschauer, diese nicht messbarenSchwingungen, die einen Abend wesentlich mittragen.»

Träume des Schauspielers, der seinen Geburtstag «ohne großenRummel» mit seiner Frau im kleinen Haus vor den Toren Berlins feiernwird? Knappe Antwort: «Ja, die gibt es.» Dann ergänzt Mann: «FürMänner in meinem Alter gibt es ja spannende Rollen, anders als fürdie Frauen. Mal wieder Glück gehabt. Schauen wir, was kommt.» Sicherist: In der kommenden Spielzeit kommt Mann unter anderem ans HansOtto Theater Potsdam mit seinem gefeierten Solo-Abend «Fülle desWohllauts».