Theater Theater: «Lach- und Schieß» feiert seit 50 Jahren Erfolge

München/dpa. - Man habe einen «merkwürdigen Namen» getragen und sei zu einemDatum aufgetreten, «an dem man keine Premieren macht: Am 12. Dezembermacht kein anständiges Theater eine Premiere», sagt DieterHildebrandt, für den seine Jahre in der Lach- und Schießgesellschaftder Anfang einer langen Karriere als Kabarettist, Schauspieler undBuchautor waren.
Die Lach- und Schießgesellschaft legte den Finger in die Wundender jungen Bundesrepublik. Politischen Zündstoff, so erinnert sichHildebrandt, gab es genug: Der Drang zur Wiederbewaffnung, dieWiederkehr von Alt-Nazis, Restauration in weiten Gesellschaftsteilen.Noch heute treffe er viele Fans der Lach- und Schießgesellschaft, dieerzählen, ihre politische Meinung sei durch das Kabarett geprägtworden, erinnert sich der 79-Jährige: «Das werden uns jetzt unsereGegner wieder vorwerfen, dass wir beeinflussen wollten. Abernatürlich wollten wir das.»
Sammy Drechsel, 1986 gestorbener Journalist, Regisseur,Tausendsassa und Vater der Lach- und Schießgesellschaft, holte dasEnsemble zusammen, damit das kleine Lokal in der Ursulastraße wiederbespielt werden konnte. Er überzeugte die bekannte SchauspielerinUrsula Herking, noch einmal auf die Kabarett-Bühne zurückzukehren.Klaus Havenstein, Hans Jürgen Dietrich und Hildebrandtvervollständigten die erste Generation für das Programm «Denn siemüssen nicht, was sie tun».
Die Bühne war nur handtuchgroß, das Publikum quetschte sich anden Tischen, um nur kein Wort der satirisch-kritischenBestandsaufnahme über die bundesrepublikanische Befindlichkeit zuverpassen. «Wir sind räumlich beengt, und zwar genauso wie Sie,verehrte Besucher. Wir haben in unserer Kleinst-Garderobe auch nichtmehr Platz als Sie an ihrem Tisch», hieß es 1959 tröstend in einemProgrammheft.
Und das Ensemble versprach: «Je enger man aufeinander hockt, destobesser ist die Stimmung.» Der Münchner Oberbürgermeister und Hobby-Kabarettist Christian Ude (SPD) lobt vor allem den Charme der«geliebten Sardinenbüchse», die «sichere Zufluchtstätte und dasdenkbar beste Antidepressivum überhaupt» sei.
Die Wurzeln blieben im «Laden», doch bald sei man auch imFernsehen zum «gefragten Unterhaltungsartikel» geworden, berichtetHildebrandt. Der Zuspruch war enorm, die Lach- und Schießgesellschaftwurde zum Straßenfeger. Es ging soweit, dass die Hotels undGastronomen in einem Brief an den Bayerischen Rundfunk darum baten,das Quartett mit der Silvestersendung doch bitteschön nicht um 20 Uhrüber die Mattscheibe flimmern zu lassen die Leute kämen deshalberst um halb elf zum Essen.
1972 gab es die erste große Zäsur in der Geschichte der «Lach undSchieß», als die Olympischen Spiele nach München vergeben wurden,beschloss man die Trennung: «Dann sind wir 17 Jahre zusammen, daswäre doch eine gute Idee, auseinander zu gehen und jedem die Chancezu geben, etwas anderes zu machen, als jeden Abend auf der Bühne inSchwabing zu stehen», sagt Hildebrandt. Ihn selbst jedoch hat der«Laden» nicht losgelassen, zusammen mit Werner Schneyder trat erweitere acht Jahre dort auf.
Dann kamen neue Ensembles, bekannte Namen wie Jochen Busse oderBruno Jonas gehörten dazu - doch sie wurden immer an Hildebrandt undCo. gemessen. Die derzeitige Stammbesetzung feiert mit demJubiläumsprogramm «Verlängert» große Erfolge zur Freude von DieterHildebrandt: «Die Leute jubeln ich bin selig. Das muss so sein,dieses Haus muss bespielt bleiben.»
