Theater Theater: «Heißer Sommer» an der Berliner Regattastrecke

Berlin/ddp. - In einmalig schönerKulisse bringt er an der Regattastrecke in Berlin-Grünau das Musical«Heißer Sommer» nach dem gleichnamigen DEFA-Kultfilm auf die Bühne.Die meisten seiner Darsteller waren 1968, als der Film in dieDDR-Kinos kam, noch nicht geboren.
«Da waren bei den Proben Erklärungen nötig», sagt Bordel imddp-Gespräch. «Was war ein ABV? Wie war das mit den Intershops? Wielange war ein sozialistisches Kind Pionier?» Diese und andere Fragenhat Bordel, der den ganzen Sommer über zwischen Anklam und Berlinpendeln wird, augenscheinlich zufriedenstellend beantwortet. Die 21jungen Musical-Profis haben ganz offensichtlich Spaß an der Arbeit -so als seien sie bei den Dreharbeiten für den Film vor 40 Jahrenschon dabei gewesen.
Bordel und sein 60 Leute umfassendes Team wissen, dass sie inGrünau ein gehöriges Stück Ostalgie aufführen - mit viel Witz undIronie. Am Volkstheater Rostock, wo das Musical von Axel Poike zweiJahre mit großem Erfolg lief, ist das Konzept aufgegangen. Für dieAufführung in Berlin hat der Regisseur neben demAbschnittsbevollmächtigten (ABV - eine Art Revierpolizist) WaldemarRichter noch Pionierleiterin Rita Wundersam und Heimleiterin AnitaLöwenzahn in die Handlung eingebaut - letztere gespielt von WetterfeeMaxi Biewer.
Ansonsten läuft die Geschichte ähnlich wie im Film. Elf Mädchenaus Dresden fahren auf Auszeichnungsreise nach Berlin und treffen inGrünau auf zehn Leipziger Jungs, die in der Hauptstadt ihrenStudentensommer verbringen. Was folgt, sind Liebeleien, Eifersucht,kleine Kämpfe und fröhliches Jugendleben. Die Musik von Gerd undThomas Natschinski - darunter «Männer, die noch keine sind», «Waserleben» und die Film-Titelmelodie «Heißer Sommer» - spielt einOrchester unter der Leitung von Thomas Bürkholz, alle Darstellersingen live. Die Choreografie besorgte Daniela Schulmeister.
Die Idee für das Projekt hatte der Chef der NeustrelitzerSchlossgarten-Festspiele, Lothar Kempf. Vor allem seinetwegen hatsich Bordel, der auch sonst gut beschäftigt ist, auf die Arbeit inBerlin eingelassen. «Er ist ein äußerst risikofreudiger Mensch», lobtBordel den Kollegen, räumt dann aber auch ein: «Ich fand 'HeißerSommer' damals gut. Ich bin in Halle im 'toten Eck' aufgewachsen,Westfernsehen gab's nicht. Da war der Film schon was.» Mit ChrisDoerk und Frank Schöbel hatte die DEFA das Traumpaar dersozialistischen Unterhaltungssparte für den Streifen verpflichtet.
Mehr als sechs Millionen Zuschauer sahen den Film. Dass dieProtagonisten Outfits trugen, die in DDR-Läden nicht zu haben waren,und dass die locker-flockige Grundstimmung des Films mit der Realitätauch sonst nicht allzu viel zu tun hatte, tat dem Erfolg seinerzeitkeinen Abbruch. Weil die Regattastrecke im Stadtteil Köpenick liegtund Köpenick in diesem Jahr seinen 800. Geburtstag feiert, gehört dasMusical-Projekt zu den Höhepunkten der Feierlichkeiten.
Wenn die Zuschauer in diesem Sommer in Scharen kommen, stehen dieChancen gut, dass Regisseur Wolfgang Bordel im nächsten Jahrvielleicht wieder zwischen Anklam und Berlin hin- und herfährt. «DieKreativen im Team haben sich die Bühne an der Dahme alsSommerspielort für insgesamt zehn Jahre gesichert», verrät Schmidt.Was Wunder, dass am Rande der letzten Proben für «Heißer Sommer» ganzbeiläufig hier und da an den DEFA-Film «Nicht schummeln, Liebling»erinnert wurde.
Jetzt aber wird erst einmal bis 9. August. gespielt. Die Zuschauersitzen auf der überdachten Regatta-Tribüne, für jede Vorstellungstehen 1200 Plätze zur Verfügung.