Theater Theater: Haag laufen die Schauspieler weg

Meiningen/dpa. - So müsse das Lustspiel «Amphitryon» gestrichen werden, weil derRegisseur einen «Riss im Ensemble» sehe. Und «Dantons Tod» könnenicht wie geplant als Gastspiel in Erfurt laufen, weil Schauspielerkündigten.
Bei seiner Vorstellung als Nachfolger des entlassenen TheaterchefsRes Bosshart hatte Haag vor zwei Wochen noch angekündigt, denSpielplan nicht anzutasten und im Wesentlichen nach den Vorstellungenseines Vorgängers laufen zu lassen. Der Schwabe ist bis 2006 inDoppelfunktion auch als Intendant am Theater Ulm tätig. In Meiningenwollte er sich zunächst darauf konzentrieren, das nach mehrerenIntendantenwechseln zerrüttete Ensemble zusammenzuführen undAufbruchstimmung zu erzeugen. «Jetzt muss ich einen Spielplan machenund sehen, dass mir nicht noch mehr wegbricht», berichtete Haag.
Bislang hätten nach Bossharts Abgang nur zwei Schauspielergekündigt. «Aufgehalten wird keiner - wir sind je keinZwangstheater.» Allerdings seien es zwei entscheidende, wodurch dasviel gelobte Büchner-Drama «Dantons Tod» nicht mehr gespielt werdenkönne. «Dass mir dann auch "Amphitryon" stürzt, hatte ich nichtgedacht.» Da war es der Regisseur, der die elf geplanten Aufführungenfür die neue Spielzeit Anfang der Woche absagte.
«Wir müssen jetzt von den einstürzenden Altbauten retten, was zuretten ist.» Welchen Ersatz er in den Spielplan holt, weiß Haag nochnicht genau. In jedem Fall brauche Meiningen ein Musical. Da schwebeihm die «Dreigroschenoper» vor. Liebend gerne würde Haag auch die vonChristine Mielitz inszenierte Oper «Madame Butterfly» holen. «Daswürde passen.» Mielitz war bis 2002 Intendantin in Meiningen undverabschiedete sich mit Besucherrekord. Unter Nachfolger Bosshartverlor das traditionsreiche Haus ein Drittel seiner Abonnenten.
Die Umkehr zu schaffen, sieht Haag als seine Hauptaufgabe. In Ulmist es ihm in elf Jahren gelungen, die Abo-Zahl von 4800 auf knapp10 000 zu verdoppeln. Die Einnahmen des Theaters an der Donau wurdenauf 3,2 Millionen Euro fast verdreifacht. In Meiningen liege dasManagement im Argen. «Ich will ran ans Publikum», betonte der 50-Jährige. Und an die Politik: Die müsse - gerade in der Kultur - denMut haben, Entscheidungen zu treffen und das knappe Geld anSchwerpunkte zu vergeben. «Man kann nicht in jeder Stadt alles machen- und das dann mittelmäßig.»