Theater Theater: Das alte Lied vom kleinen Unterschied
Halle/MZ. - Der gleichnamige Theaterabend von Rob Becker avancierte zum erfolgreichsten Solostück nicht nur am New Yorker Broadways. 17 Cavemen sind allein in Deutschland mit der Inszenierung von Esther Schweins unterwegs. Siebzehn!
Genau jene Heike, die den Plot von "Caveman" verursacht hat, erzählt nun auch in Halle ihre Version der Geschichte zwischen Hinauswurf und Wiederannahme. Jawohl, sie lässt ihn wieder rein. Was, folgt man allein ihren Worten, jetzt noch weniger verständlich scheint: Wieso ist die Ehe das Ziel der weiblichen Existenz und sie für seine Erziehung zuständig? Warum freiwillig mit einem leben, der nicht Mortadella von Mozzarella unterscheiden kann, der schnarcht, flatuliert und ansonsten schweigt? So einen zu wollen: Das ist weibliche Logik.
Es kam, wie es kommen musste: Auch "Cavewoman" aus der Feder der Südafrikanerin Emma Peirson wurde ein Riesenhit - hierzulande in der Regie von Adriana Altaras, die in Berlin "Vagina-Monologe" inszenierte und dafür Diven wie Hannelore Elsner und Iris Berben gewann. Nicht, dass der Text besser wäre. Oder das Stück, wie "Caveman" ein zweistündiger Sketch mit Pause und Handlungsrahmen.
Den kleinen Unterschied zu Toms zotigem Chauvinismus geben Heikes Methoden her: Die sind weiblich und also subtiler. Zwar steht das Brautkleid in krassem Widerspruch zu ihren emanzipierten Kampfansagen, und die opportunistische Riesenschleife wackelt hinten genauso flott über die Bühne, wie ihre Trägerin vorne agiert. Zwar endet der Abend mit einem erschütternden "Ja, ich will!" und war ganz vergeblich. Für Heike. Aber nicht für ihre Zuschauer.
Zwischen Girlie und Vollweib changierend, liefert die Darstellerin Ramona Krönke nämlich eine prachtvolle One-Woman-Show ab: pfiffig, sympathisch, bisweilen auch gekonnt improvisiert. Ob sie mit dem Telefoncomputer im Paradies verhandelt oder von Power Yoga und "Pilatus" schwadroniert, ob sie die Hochzeitstorte in Kilokalorien misst oder das Dummchen mimt, ohne auch nur einen einzigen Blondinenwitz zu reißen: Immer beweist die Krönke dabei ihre schauspielerische Klasse.
Ihre Heike stammt vom Prototyp der besten Freundin ab, bei der nie aufgeräumt ist - nicht im Wohnzimmer und nicht im Liebesleben. Sie unterwandert die Klischeeträchtigkeit und die Schlichtheit des Skripts mit lustvoller Subversivität und provoziert das überwiegend weibliche Publikum zu Lachsalven, die oft amüsanter ausfallen als die Gags auf der Bühne. Er, so suggeriert Krönkes unterschwellige Botschaft, ist zwar indiskutabel, aber eben leider unverzichtbar für gewisse Momente. Und sie hat zwar gefühlte 100 Paar Schuhe, aber auch nicht alle Tassen im Schrank.