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Tenor Tenor: Peter Schreier führt jetzt ein Leben ohne Stress

20.07.2005, 12:39
Der Sänger Peter Schreier in seinem Garten in Dresden-Loschwitz. Der 1935 in Meißen geborene Tenor und Dirigent feiert am 29. Juli 2005 seinen 70. Geburtstag. (Foto: dpa)
Der Sänger Peter Schreier in seinem Garten in Dresden-Loschwitz. Der 1935 in Meißen geborene Tenor und Dirigent feiert am 29. Juli 2005 seinen 70. Geburtstag. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Dresden/dpa. - Schreier hat seinen Abschied von den Bühnen der Welt exaktgeplant. Mit dem Rentenalter beendete er vor fünf Jahren seineOpernkarriere. «Das ergab sich aus einer Notwendigkeit. Als Opa kannich keinen jungen Prinzen Tamino verkörpern, auch wenn ich ihn nochsingen kann. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit», verwiesSchreier auf seine Paraderolle in Mozarts «Zauberflöte. Den letztenAuftritt als Interpret von Liedern und Oratorien wird er am 4. Adventbei Bachs «Weihnachtsoratorium» in Prag absolvieren.

Künftig will sich Schreier nur noch dem Dirigieren widmen. In denvergangenen Jahren hatte er bereits am Pult namhafter Orchester wieder Berliner Philharmoniker, der Staatskapelle Dresden und der WienerSymphoniker gestanden. «Es gibt Termine bis in das Jahr 2007 hinein,unter anderem in der Dresdner Frauenkirche, in Bologna und Hamburg.In Japan werde ich mit dem Kreuzchor Mozarts «Requiem» aufführen»,sagte Schreier: «Ich dirigiere nur noch, um frisch zu bleiben und derMusik weiter verbunden zu sein.»

Gleichwohl ist Schreier ein kritischer Betrachter der aktuellenMusikszene. In der Opernregie hat er in den vergangenen Jahren einennegativen Trend ausgemacht. «Das Regieführen verkommt oft zurProfilierungssucht, wird zu einer Form der Selbstdarstellung.» Obwohlein Großteil des Publikums das ablehne, würden solche Regisseure vonden Medien in den Himmel gehoben. Offenbar gebe es sogar gezielteProvokationen, um auf diese Art «Regisseur des Jahres» zu werden.

«Schuberts "Schöne Müllerin"» kann man nicht als Persiflagemachen. Das ist nicht Sinn dieser Musik, nannte er ein Beispiel. Esgebe genügend andere Sachen, an denen sich Regisseure austobenkönnten. Auch in der Diskussion um Rotstift-Politik im Kulturbetriebschlägt Schreier kritische Töne an: «Schon in den 70er Jahren wurdeklar, dass wir uns den Luxus im Theater auf Dauer nicht leistenkönnen. Oper ist ein opulentes Genre. Dennoch lassen sich viele Dingeeinfach gestalten. Da wird mancherorts viel zu viel verschwendet.»