Tatort: "Roomservice" Tatort: "Roomservice": Zu viele Themen zu klischeehaft

Köln - Der Fall
In „Roomservice“ (Regie: Tim Trageser) stürzt Zimmermädchen Yasemin Akhtar im Treppenhaus eines Hotels zu Tode. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Mario Kopper (Andreas Hoppe) müssen klären, ob es Mord oder Selbstmord war. Vor allem der frühere Ministerpräsident und aktuelle EU-Kommissar Joseph Sattler (Peter Sattmann) ist verdächtig. Er hatte kurz vor dem tödlichen Sturz Sex mit Yasemin. Der Politiker wird nicht zum ersten Mal mit dem Vorwurf der Vergewaltigung konfrontiert. War Yasemin ein weiteres Opfer? Oder ist Sattler in eine Falle getappt, wie seine Frau und Anwältin (Suzanne von Borsody) behauptet.
Die Auflösung
Dass Sattler in eine Sexfalle getappt ist, ist ziemlich schnell klar. Die Herleitung war allerdings ziemlich gewagt. Widersacher Haussmann (Peter Kremer) – dem das Hotel gehört - hat Sattlers Vorliebe für junge Frauen ausgenutzt, um eine Frauenquote zu verhindern und seinen Posten zu sichern, den er wiederum von Valerie Sattler bedroht sah. Das Zimmermädchen umgebracht hat allerdings weder Haussmann noch Joseph Sattler, sondern Valerie Sattler. Die sah die Frauenquote und damit ihr Lebenswerk und eigene Aufstiegschancen in Gefahr.
Lichtblick
Suzanne von Borsody und Peter Sattmann überzeugten als eiskaltes und eingespieltes Paar, das im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen.
Tiefpunkt
Dass Journalisten im „Tatort“ nicht besonders gut wegkommen, ist kein Geheimnis. Das Medienmagazin „Zapp“ hat sogar mal einen eigenen Bericht über dieses Phänomen gemacht. „Roomservice“ hätte perfekt in diesen Beitrag gepasst. Wolfgang Schüttler (Jürgen Rißmann) bedient so ziemlich jedes Klischee, das über Boulevard-Journalisten existiert: Er läuft mit schmierigen langen Haaren und Lederweste durch die Gegend, ist skrupellos, hockt in einer tristen Wohnung und hat auch sonst nicht viel zu lachen.
Fazit
Ein Zimmermädchen, das in einer Hotelsuite von einem reichen und einflussreichen Politiker bedrängt wird. Da denkt natürlich jeder sofort an Dominique Strauss-Kahn. Die Autoren Stefan Dähnert und Patrick Brunken haben sich auch tatsächlich den Fall des ehemaligen IWF-Präsidenten zum Vorbild für ihren „Tatort“ genommen.
Eigentlich ein interessanter Fall, aber die Drehbuchautoren rühren ein bisschen viel in ihrem Buch zusammen. Frauenquote, Sexismus, Migration, Sensationsjournalismus – die Liste der Themen ist lang, zu lang. Und sie werden äußerst klischeehaft abgebildet. Das alles kombiniert mit dem äußerst traurigen Privatleben von Lena Odenthal sorgt leider weder für Spannung noch für Unterhaltung. Und Kopper darf eigentlich gar nichts machen, außer am Ende mal möglichst schnell Autofahren.