"Tatort" mit Ulrich Tukur "Tatort" mit Ulrich Tukur: Ein wunderbarer Meta-Krimi der die Zuschauer spaltet
Der Fall
Nach dem Bergfest beim Dreh des neuen Wiesbaden-Tatorts stirbt Christoph Marquardt, ein Mitglied der Aufnahmeleitung. In Verdacht gerät Ulrich Tukur, der Darsteller des Kommissars Felix Murot. Tukur war der letzte, der Marquardt lebend gesehen hat.
Gemeinsam waren sie in einem Casino, wo Marquardt fast 80.000 Euro gewonnen hat. Das Geld findet Tukur, der einen völligen Filmriss hat, in seinem Hotelzimmer. Hat er doch etwas mit dem Tod des jungen Mannes zu tun?
Die Auflösung
Christoph Marquardt ist bei einem Verkehrsunfall gestorben. Allerdings saß nicht er am Steuer, sondern Felix Murot. Weil der betrunken war und keinen Führerschein hat (immerhin ist er ja nur eine fiktive Figur) hat er Marquardt nach dem Unfall hinters Steuer gesetzt – und die 80.000 Euro mitgenommen.
Das alles erzählt Felix Murot selbst – und zwar Ulrich Tukur, der Murot spielt. Am Ende sitzt also der Schauspieler Ulrich Tukur der fiktiven, von ihm verkörperten Figur Felix Murot gegenüber, die Tukur offenbart, schon immer ein Teil von ihm gewesen zu sein. Das ist schräg, aber gut.
Die Kommissare
Tja, welche Kommissare? Ulrich Tukur sieht man nur ganz selten als Felix Murot, kurz am Anfang und natürlich am Ende, dann allerdings auf einer Meta-Ebene. Dafür tritt mit Martin Wuttke ein Ex-Leipzig-Kommissar auf, der in einem fiktiven Frankfurt-Fall einen Ganoven spielt und sich beschwert, seit dem Ende des Leipzig-Tatorts in Geldnöten zu stecken.
Und Wolfram Koch und Margarita Broich, die beiden Frankfurt-Kommissare, dürfen bei Dreharbeiten beobachtet werden. Die eigentlichen Kommissare in diesem Fall heißen Kern und Kugler, beide ermitteln gegen Tukur.
Der Täter
Es gibt keinen. Denn Marquardt ist ja bei einem Unfall gestorben.
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Das war gut
Fast alles. Wie dieser Film auf all seinen Ebenen funktioniert, ist mehr als gelungen. Als Zuschauer bekommt man scheinbar einen Blick hinter die Kulissen, das ist aber genauso gestellt, wie jedes Making-Of. Regisseur und Autor Bastian Günther spielt immer wieder mit der vermeintlichen Wahrheit, mit der dokumentarischen Sicht auf das Geschehen.
Dabei hat er sogar Gags geschrieben, die für den Zuschauer quasi nicht verständlich sind. So nennt Justus von Dohnányi den zuständigen Filmredakteur des Hessischen Rundfunks einmal aus Versehen Jörg (der richtige Redakteur heißt Jörg Himstedt), dann korrigiert er sich auf Jens (der fiktive Redakteur heißt Jens Hochstädt) – kein Versehen, sondern pure Absicht.
Und wie dann immer wieder über die Person Ulrich Tukur gespottet wird („Der spielt in jedem Nazi-Film mit und gewinnt ständig Preise, aber finanziell soll es ihm ja nicht so gut gehen“) und wie sich Wolfram Koch und Martin Wuttke selbst auf die Schippe nehmen, ist einfach nur ganz großes Filmschaffen.
Das könnte besser sein
Zwischendurch denkt man, der „Tatort“ tritt bei all seiner Cleverness und seinem Ideenreichtum auf der Stelle. Mit dem Fall geht es nur schleppend weiter. Spannung kommt kaum auf. Krimi-Puristen dürften noch mehr zu kritisieren haben, Filmfans aber so gut wie nichts.
Fazit
Weniger ein „Tatort“ als ein Arthouse-Film. Der Blick hinter die Kulissen gefällt. Die Selbstironie, die hier besonders Wolfram Koch und Martin Wuttke zeigen, ist großartig. Ein wunderbarer Meta-Krimi, der die Zuschauer spaltet.
So hat's den Zuschauern gefallen
„Und wenn der #Tatort gar kein Tatort ist - sondern Manuel Neuer?“ Die Zuschauer haben den skurrilen „Tatort“ mit Ulrich Tukur unterschiedlich, aber überwiegend mit Humor gesehen. Hier geht's zur Netzschau.