Tatort "Grenzfall" Tatort "Grenzfall": Angenehm unaufgeregt ohne zu langweilen

Der Fall
Manchmal kommt so ein Mord ja auch ganz gelegen. Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) sollen eigentlich Akten abarbeiten, da werden sie ins idyllische, aber abgelegene Waldviertel in Niederösterreich gerufen. Ein Kanufahrer ist auf dem Grenzfluss zu Tschechien scheinbar ertrunken. Dann stellt sich heraus, dass der Mann ermordet wurde. Er war Mitarbeiter des tschechischen Innenministeriums. Der Fluss zieht aber auch den Journalisten Max Ryba (Harald Windisch) an. Er will herausfinden, was Ende der 60er mit seinem Vater passiert ist, der in einer Nacht zum Angeln ging und nicht zurückkehrte.
Die Auflösung
Ein komplizierter Fall, der weit in die Vergangenheit reicht, braucht wohl auch eine komplizierte Auflösung. Mit Hilfe des Journalisten finden die Ermittler heraus, dass zur Zeit des Prager Frühlings der tschechoslowakische Geheimdienst Republikflüchtlinge mit einer fiktiven Grenze in die Falle lockte – unterstützt wurde er dabei von österreichischen Spionen. Ein solcher Spion war Rybas Vater, der dennoch an der Grenze erschossen wurde. Auch der heutige Politiker Josef Karger hatte die Gegenseite unterstützt. Das wusste nun auch der Ermordete Radok. Er wollte mit seinem Wissen die ehemaligen Spione erpressen. Kargers Frau Dani heuerte daraufhin einen Verwandten an, um das Problem zu lösen.
War das alles realistisch?
Das von Rupert Henning verfasste Drehbuch beruht auf einer wahren Begebenheit aus der Zeit, als der Eiserne Vorhang Europa noch in zwei Hälften teilte. Die Auflösung in der Gegenwart mit Archäologen, die Projektile ausgraben, und einem Mord durch eine Insulinüberdosis ist allerdings ein bisschen weit hergeholt.
Überzeugen die Kommissare?
Bibi Fellner und Moritz Eisner sind das vielleicht am besten eingespielte „Tatort“-Duo. Davon profitiert auch ihr neuer Fall. Der Humor passt, die Dialoge sind sehr gut und trösten auch über den manchmal etwas verworrenen Plot hinweg. Die besten Sprüche kann dabei wie immer Bibi Fellner für sich verbuchen, etwa wenn sie auf die Frage: „Alles ok?“ schlicht antwortet: „Na, aber alles ist nie ok.“
Wie waren die Nebenrollen?
Schön schräg und deshalb überwiegend gut. Besonders die Archäologie-Professorin (Andrea Clausen) fiel positiv durch ihren Humor auf. Beispiel gefällig? „Bibi und Moritz, die heißen wie in Kinderbüchern.“
Guter Einfall
Die fast schon obligatorische Besprechung mit dem Pathologen fand in diesem „Tatort“ in einem Hörsaal mit Studenten statt. Das war eine nette Abwechslung.
Fazit
Regisseur und Drehbuchautor Rupert Henning hat gemeinsam mit Kameramann Josef Mittendorfer einen angenehm unaufgeregten „Tatort“ gedreht, der ähnlich wie der Grenzfluss ruhig dahinfließt – ohne zu langweilen.
