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Tanzklub Volkspark Tanzklub Volkspark: Die Verschiebung des Polarkreises

Von Jan Wätzold 02.08.2004, 16:53

Halle/MZ. - Mob, Surrounded, Low Frequency In Stereo, Power Solo - wer sich die endlos verlängerbare Konzertliste des "Tanzklub Volkspark" anschaut, könnte leicht auf die Idee kommen, in Dänemark, Schweden oder Norwegen gestrandet zu sein. Skandinavische Bands sind das Salz in der Kultursuppe, die im Unterbau des maroden Arbeitergroschengrabs bereits seit gut zweieinhalb Jahren den Einheitsspeiseplan des halleschen U-Musikbetriebs auflockert.

Während anderswo die immer selben Säue des Popgeschäfts durchs Dorf gejagt werden oder nur Disko angesagt ist, ticken die Uhren im "Tanzklub Volkspark" anders. "Qualität für kleines Geld", das ist für Matthias Golinski das Grundprinzip der Einkaufspolitik. Der Drummer von Liebejung (neben Zombie Joe die einzige hallesche Band von nationalem Format) ist auch Chef von "noise de luxe" - dem Label, das hinter der skandinavischen Kulturinvasion steckt.

Vor Jahren von einer Handvoll Enthusiasten gegründet, hat der Verein lange Zeit ein Nomadendasein gefristet. Mal wurden etablierte Läden wie "Turm" oder "Palette" zum Nachtasyl für die von "noise de luxe" engagierten Künstler, dann wieder musste eine alte Eisdiele als Konzertort dienen.

Dass es von Anfang an gerade die Bands aus dem Norden waren, die Golinskis Truppe bald in ganz Mitteldeutschland einen guten Ruf bescherten, glaubt Stefan Ebbers erklären zu können. "Skandinavien leidet noch längst nicht unter dem Superstar-Syndrom, das hierzulande selbst die Independent-Szene erfasst hat", so der 32-jährige Kölner, den es vor zwei Jahren pünktlich zum Bezug der festen Adresse im Volkspark nach Halle und an die Seite Golinskis verschlug. Die mit musikalischer Professionalität gepaarte Bescheidenheit der Skandinavier erlaube zudem liberale Preise: "Mehr als sechs Euro pro Karte müssen bei unseren Konzerten selten gezahlt werden."

Dass man damit keine Reichtümer erwirtschaften kann, sieht man dem "Tanzklub Volkspark" an. Die spartanische Ausstattung des für maximal 150 Gäste ausgelegten Ladens hebt sich allerdings ebenso wohltuend von der Konkurrenz ab wie das Programm. Selbst die Enttäuschung über den fehlenden Fernseher war kurz nach dem Ausscheiden der Schweden im Viertelfinale der Fußball-Europameisterschaft schnell wieder vergessen.