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Talia Theater Talia Theater: Schnattern in der Gummizelle

18.04.2004, 14:50

Halle/MZ/ahi. - Der aber ist eine "Renatenente" und wurde von der jungen Dramatikerin Katharina Schlender als makabres Gegenstück zur ebenso berühmten wie bejahrten "Weihnachtsgans Auguste" erdacht. Anders als seine entfernte Verwandte muss dieser schräge Vogel zunächst sein Leben lassen, um danach von Klein-Heinz aus dem ungenießbaren Kopf sowie aus zwei Sofakissen rekonstruiert zu werden. Kein Wunder, dass die derart Wiedergeborene Renate heißt und sprechen kann - was sich bald zum monströsen Alptraum auswächst.

Bruno Cathomas inszeniert das Anti-Krippenspiel so, wie es sich gehört: In der von Klemens Kühn entworfenen Gummizelle kollidieren Menschen mit Möbeln, während Moritz Sostmann mit seiner Renatenente für Chaos hinter der Couch sorgt. Zwar ist das Federvieh, das seinen Schnabel nicht halten kann, für einen versierten Puppenspieler kaum mehr als eine Fingerübung. Doch wo das psychologische Fundament der Figuren in klapprigem Sprechgesang gelegt wird und ein pummeliger Rauschgold-Engel am Ende sogar Krieg stiftet, ist dieses Hardcore-Schnatterinchen am rechten Ort.

Dass das Thalia-Theater für diese bitterböse Comedy im Abendspielplan ein Publikum finden wird, scheint nach dem Premieren-Applaus sicher. Ob Kinder- und Jugendtheater aber schon dann seine Adressaten erreicht, wenn es sich an die Spitze der Spaß-Gesellschaft stellt, bleibt eine offene Frage.

Im Großen Thalia Theater Halle, nächste Vorstellungen: 21. bis 23. April, jeweils 20 Uhr