1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Stadt Zerbst: Stadt Zerbst: Katharina die Große kehrt zurück

Stadt Zerbst Stadt Zerbst: Katharina die Große kehrt zurück

03.05.2010, 09:00
Das Bronze-Denkmal der russischen Zarin Katharina die Große (1729- 1796) ist nach mehrtägiger Überführung von Moskau in Zerbst unversehrt eingetroffen und wird von Uwe Tschakert, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, begutachtet. (FOTO: DPA)
Das Bronze-Denkmal der russischen Zarin Katharina die Große (1729- 1796) ist nach mehrtägiger Überführung von Moskau in Zerbst unversehrt eingetroffen und wird von Uwe Tschakert, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, begutachtet. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Zerbst/ddp. - Einen Mangel an Ausdauer und Beharrlichkeit kannman Wladimir Teslenko wahrlich nicht unterstellen. Seit 21 Jahrenlebt Mann mit den russisch-ukrainischen Wurzeln im anhaltischenZerbst, und fast ebenso lange schon kämpft er für die Erinnerung anKatharina die Große. Mit dem Förderverein »Katharina II.« engagiertsich der 54-Jährige nicht nur für die Bewahrung der ZerbsterGeschichte, sondern zugleich für die deutsch-russische Verständigung.Nun hat der Verein ein seit Jahren verfolgtes Ziel erreicht: Am 9.Juli wird das bundesweit erste Denkmal für Katharina die Großeeingeweiht. Die Stadt erhofft sich davon touristische Impulse undneue Verbindungen nach Russland.

Dass die russische Zarin Katharina eine geborene Prinzessin vonAnhalt-Zerbst war und einen Teil ihrer Kindheit in dem Ort westlichder Lutherstadt Wittenberg verbrachte, war dort lange inVergessenheit geraten. Als Teslenko 1989 in die Stadt kam, fand erlediglich die Ruine des Schlosses vor, in dem die junge Prinzessin im18. Jahrhundert gelebt hatte. »Trotz der Geschichte gab es nichtshier, was an Katharina die Große erinnerte«, sagt er rückblickend.

1992 gründete Teslenko den internationalen Förderverein «KatharinaII.», der nach seinen Angaben allein in Zerbst inzwischen 130Mitglieder zählt. In Russland seien es noch deutlich mehr. Neben derOrganisation von deutsch-russischen Kulturveranstaltungen undSchüleraustauschen ist der Verein auch für den Städtepartnervertragvon Zerbst und Puschkin bei St. Petersburg verantwortlich. Katharinadie Große gilt dabei als Bindeglied zwischen beiden Ländern, dasTeslenko in Stein gemeißelt haben wollte: »Ich habe 15 Jahre fürdieses Denkmal gekämpft.«

Die 24 000-Einwohner-Stadt Zerbst setzte aber lange anderePrioritäten. »Der Förderverein hat sich das Katharina-Denkmalunmittelbar nach seiner Gründung auf die Fahnen geschrieben«,erinnert sich Kulturamtsleiter Andreas Dittmann (SPD). Bei der Stadtsei das zunächst auf eine »differenzierte Resonanz« gestoßen, dadafür kein Geld zur Verfügung gestanden habe. Anfang der 1990er Jahresei es um Projekte wie die Sanierung von Schulen gegangen. »Ausgabenfür ein Denkmal hätten Kopfschütteln verursacht«, sagt Dittmann.

Dabei geht es den Unterstützern des Katharina-Denkmals gar nichtausschließlich um die Bewahrung des historischen Erbes der Stadt.Vielmehr soll die Statue ein Symbol für die deutsch-russischeFreundschaft sein. »Katharina die Große war eine Frau zwischen zweiLändern«, sagt Teslenko. Die Herrschaftsjahre der Zarin seien fürRussland goldene Zeiten gewesen. »Aber sie war eine Deutsche.« Undfür Deutschland sei sie immer die russische Zarin gewesen. »DasDenkmal soll eine Brücke zwischen beiden Ländern sein und Anstoßgeben für Austausch und gegenseitiges Interesse.«

Das Denkmal ist ein Geschenk der Russen an die Bürger von Zerbst.»Damit will sich Russland bei den Deutschen für Katharina die Großebedanken«, sagt Teslenko. Der russische Bildhauer MichaelWladimirowitsch Perejaclawez sammelte Geld, um die 4,70 Meter großeStatue gießen zu können. 2009 stellte er das Kunstwerk mit einem Wertvon 230 000 Euro fertig.

»Die Akzeptanz bei den Bürgern für so ein Projekt ist heute eineandere«, sagt Dittmann. So war beispielsweise die Finanzierung desTransports von Moskau nach Zerbst zunächst unklar. Mit Uwe Tschakertfand Teslenko aber einen Unterstützer aus Zerbst, der bereit war,sich privat an den Kosten von etwa 3000 Euro zu beteiligen. »Das habeich für meine Heimatstadt gemacht«, sagt Tschakert. »Wir haben hiernicht so viel zu bieten, als dass wir so ein Geschenk ablehnenkönnten«, sagt der gebürtige Zerbster. Er ist überzeugt, »das Denkmalwird ein Touristenmagnet«.

Und auch die Stadt erhofft sich nun einen größeren Besucherstrom.»Zum Thema Katharina die Große gab es bislang wenig in Zerbst«, sagtDittmann. »Wir hoffen, dass sich über die Förderung der Erinnerung anKatharina die Große neue Verbindungen nach Russland herstellenlassen, beispielsweise auf wirtschaftlicher Ebene.«

Das Interesse an Katharina der Großen und ihrem einstigenHeimatort in Sachsen-Anhalt jedenfalls besteht auf russischer Seiteweiter. Die Russische Botschaft in Berlin betonte den hohenStellenwert des Zerbster Denkmalprojekts für die russische Regierung.So habe unter anderen Außenminister Sergej Lawrow Interesse an einerReise zur Einweihung der Statue bekundet. Der Förderverein hofft garauf einen Besuch von Präsident Dmitri Medwedew und BundeskanzlerinAngela Merkel (CDU).