«Sex and the City» übertrumpft «Indiana Jones»
New York/dpa. - Das Beauty-Quartett aus «Sex and the City» hat die Bewährungsprobe auf Leinwandformat glamourös bestanden.
Am Premierenwochenende stöckelten Sarah Jessica Parker, Kim Cattrall, Kristin Davis und Cynthia Nixon auf hohen Stilettos geradewegs an die Spitze der amerikanischen und deutschen Kinocharts - allerdings mit unterschiedlichem Publikum. Während in den USA nach Studioschätzungen 85 Prozent Frauen in den Kinosälen saßen, amüsierten sich hierzulande oft Paare gemeinsam.
In Nordamerika übertrafen die Einnahmen von 55,7 Millionen Dollar (35,8 Millionen Euro) die Erwartungen des Produktionsstudios Warner Bros. um das Doppelte. Auch in Deutschland erwies sich der Film als Kassenschlager. Nach Angaben der Marktforschungsfirma Media Control sahen bereits 450 000 Fans der beliebten TV-Serie die Kinovariante. Da konnte der Testosteron-Streifen «Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels» mit Harrison Ford einpacken - er wurde auf den zweiten Chart-Platz verdrängt.
«Der Film ist sehr gut angekommen, oft saßen Pärchen in den Kinos», sagte Arne Schmidt, Sprecher der Kinokette Cinemaxx. Es sei damit zu rechnen, dass sich der Film lange in den Charts oben halten werde. «Das wird ein Steher.» Am vergangenen Wochenende habe das gute Wetter in Teilen Deutschlands noch viele Menschen von einem Kinobesuch abgehalten.
«Es ist umwerfend. Wir sind begeistert und sehr berührt», sagte Parker der «New York Times» über den starken Publikumszuspruch. Zusammen mit Regisseur und Drehbuchschreiber Michael Patrick King zeichnete sie als Produzentin verantwortlich. Und sie übernahm natürlich auch wieder die Hauptrolle der Sex-Kolumnistin Carrie Bradshaw, auf der Suche nach der lebenslangen Liebe.
Dabei sprach den üblichen Hollywood-Regeln zufolge alles dagegen, dass der Film ein Kassenschlager wird: Die Kritiken waren mäßig, der Film dauert mehr als zwei Stunden, er hat keinen eindeutigen männlichen Helden, die Schauspielerinnen sind alle jenseits der 40 Jahre alt, und die Komödie ist nur mit einer Altersbeschränkung freigegeben (Jugendliche unter 17 Jahren nur in Begleitung eines Erwachsenen). Zudem hatte viele amerikanische Männer den Streifen als «chick flick» (Frauenfilm) abgetan. Nordamerikanische Kinogängerinnen haben nun bewiesen, dass dies dennoch lukrativ sein kann.
«Es ist ein kulturelles Phänomen, eine unglaubliche Premiere», sagte Dan Fellman von Warner Bros. der «New York Times» begeistert. Im Vergleich dazu hatte etwa 2006 der Film «Der Teufel trägt Prada» - ebenfalls ein typischer Frauenfilm, mit Meryl Streep als Chefredakteurin einer Modezeitschrift - am Eröffnungswochenende vergleichsweise bescheidene 27,5 Millionen Dollar eingenommen. Dieser Film war noch dazu bereits ab 13 Jahren in den USA freigegeben.
Bei «Sex and the City» waren schon die ersten Vorstellungen in den USA in der Nacht zum Freitag vielerorts restlos ausverkauft. Ähnlich sah es bei Matineen sowie Nachmittags- und Spätvorstellungen aus. Es bildeten sich lange Schlangen vor den Kinos in New York. Leidenschaftliche Fans im Alter zwischen 20 und 55 Jahren kamen grüppchenweise in Abendkleidern ins Kino und trafen sich hinterher zum Cocktail - ganz wie die vier stets glamourös gekleideten Leinwand-Freundinnen Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda.
Das Interesse an den vier sexy New Yorkerinnen, ihrem Liebesleben und ihren Modeinteressen schien nie ganz abgeflaut zu sein, seitdem die letzte Sendung der gleichnamigen TV-Serie vor vier Jahren beim Kabelsender HBO gelaufen war. Sarah Jessica Parker scheint inzwischen nicht mehr abgeneigt zu sein, auch über eine weitere Folge von «Sex and the City» nachzudenken: «Sie werden sicher über eine Fortsetzung reden. Aber wir haben ja gerade diesen Film eröffnet. Michael (Patrick King) und ich haben das nie besprochen. Das wäre zu gierig gewesen.»