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Schauspieler Schauspieler: Unser Mann im Wilden Westen

Von ANDREAS MONTAG 11.06.2010, 14:18
Der Schauspieler Gojko Mitic probt bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg seine Rolle als Apachenhäuptling Winnetou. (ARCHIVFOTO: DPA)
Der Schauspieler Gojko Mitic probt bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg seine Rolle als Apachenhäuptling Winnetou. (ARCHIVFOTO: DPA) dpa

HALLE/MZ. - Am Sonntag wird Gojko, wie ihn viele als Zeichen der Vertrautheit immer noch nennen, 70 Jahre alt.

Sohn eines Partisanen

Dabei fing Mitics Karriere, der als Sohn eines serbischen Bauern und Partisanen geboren wurde, quasi auf der Seite des "Gegners" an. Als Sportstudent hatte sich der muskulöse, gut aussehende Jüngling für den Film interessiert, Jugoslawien war ein beliebter Schauplatz für internationale Dreharbeiten. So arbeitete sich Mitic vom Stuntman und Komparsen bis zu einer kleinen Rolle in dem von Artur Brauner 1963 produzierten Streifen "Old Shatterhand" hoch. Größere Aufgaben folgten. Und dann trat die Defa auf den Plan. Der Erfolg der westdeutschen Karl-May-Verfilmungen regte die ostdeutsche Traumfabrik an, die Indianer, potenzielle Verbündete der Arbeiterklasse, nicht den Kapitalisten zu überlassen. Stoffe gab es genug, die Romane von Lieselotte Welskopf-Henrich zum Beispiel, darunter "Die Söhne der Großen Bärin".

Die Hauptrolle in der gleichnamigen Verfilmung machte Gojko Mitic 1966 zum Star in der DDR, in der Folge lieferte er jeden Sommer einen neuen Häuptling für das dankbare DDR-Publikum ab. Die Vorfreude auf den nächsten Film ist durchaus mit dem späteren Hype vor den Harry-Potter-Filmen vergleichbar: Wieder würde es in den Wilden Westen gehen, die Guten würden gegen die Bösen kämpfen. Und Gojko Mitic, der seine Stunts stets selber ablieferte, würde abermals die eindrucksvollen Muskeln spielen lassen, um die wir Knaben ihn beneideten. Einmal, Mitte der siebziger Jahre, ist der Autor dieses Textes dem Häuptling vom Dienst persönlich begegnet. Ich, damals noch mit schulterlangem Haar gesegnet, wurde gelegentlich einer Sommerfilmpremiere im thüringischen Friedrichroda als Indianer kostümiert.

Häuptling lehnt Feuerwasser ab

Aufgeregt wie selten zuvor, sollte ich, im Verein mit einem Freund, dem berühmten Gast ein Tablett mit einer Flasche Whisky überreichen, natürlich aus sozialistischer Produktion. Doch Mitic, ganz Indianer, lehnte höflich ab: Als Rothaut meide er das Feuerwasser. So blieb die Pulle uns überlassen, mit den denkbar üblen Folgen...

Nach der Wende wurde es zunächst etwas ruhiger um Gojko Mitic. Aber 1992 landete er dann den großen Coup: Als Nachfolger seines West-Kollegen Pierre Brice übernahm er bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg die Rolle des edelsten aller Indianer: Winnetou. Da hat sich ein Schauspielerleben gerundet. Aktiv ist er aber immer noch. Im Sommer spielt er für die ZDF-Serie "Notruf Hafenkante" einen Zirkusdirektor.

Der MDR zeigt am Sonntag ab 11 Uhr den Defa-Western "Apachen".