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«Samson und Dalila» eröffnet Antikenfestspiele

Von Birgit Reichert 19.06.2007, 15:25

Trier/dpa. - Die schöne Dalila ist eine große Verführungskünstlerin. In hochhackigen Stiefeln und hautengem Kostüm bezirzt sie Samson zwischen großen roten Rosen mit wiegenden Hüften und süßen Worten. Samson kann nicht widerstehen, weiß er doch nicht, dass Dalila mit ihrer Liebe nur seine Macht brechen will.

Mit einer beeindruckenden Aufführung der Oper «Samson und Dalila» sind im Amphitheater in Trier die zehnten Antikenfestspiele eröffnet worden.

Das monumentale Klassik-Drama des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns läutete mit rund 250 Mitwirkenden auf einer großen Freiluft-Bühne eine neue Ära bei den Antikenfestspielen ein: Erstmals konnten die Zuschauer von einer Tribüne auf den Originalrängen des römischen Theaters die gesamte antike Kulisse genießen. Die 1300 Zuschauer bedachten die große Oper, die nach der Pause wegen Regens abgebrochen werden musste, mit starkem Applaus.

Ganz bewusst setzte Kurt Josef Schildknecht in seiner zeitgenössischen Inszenierung auf «große Gesten, große Bilder und große Gänge», um das riesige Oval der Arena anschaulich zu bespielen. So faszinierte gleich im ersten Akt der Aufzug der 30 Israeliten, von ihrem hebräischen Religionsführer Samson angeführt, die mit großen Hüten auf den Köpfen und Koffern in den Händen vor dem verfeindeten Volk der Philister auf der Flucht sind. Oder aber auch der farbenprächtige Auftritt von blumengeschmückten jungen Philisterinnen in terrakottafarbenen Kleidern, die im Auftrag ihrer Herrin Dalila die Verführung von Samson vorbereiten. Schildknechts Umsetzung ist weder historisierend noch modern: «Ich will, dass der Zuschauer die Brücke zum Heute selber schlägt», sagte der langjährige Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters.

Zu den Raum füllenden Szenen passte auch das Bühnenbild des luxemburgischen Architekten François Valentiny, das mit drei gigantischen geschwungenen Türmen ebenfalls auf Größe abzielte und mit Lichtinstallationen auch die Hänge des Theaters integrierte. «Es geht mir darum, Theatererlebnis und -träumereien zu erwecken», sagte er. Was nicht zuletzt auch mit originellen Fantasiekostümen gelang: Philister in helltürkisfarbenen Pumphosen mit braunem Lendenschurz oder Dalila in ihrem giftgrünen eng anliegenden Outfit, das von seiner Beschaffenheit wohl bewusst auf Schlangenhaut anspielte.

Vor römischer Kulisse des Amphitheaters überzeugten vor allem die kroatische Mezzosopranistin Dubravka Musovic und der Tenor John Uhlenhopp aus den USA in den Hauptrollen. Meisterhaft bespielte das Philharmonische Orchester Luxemburgs das auf einer biblischen Geschichte beruhende Drama um Liebe und Verrat. Die Bandbreite der musikalischen Stile reichte von monumentalen Chorgesängen über Arien bis hin zu orientalischen Klängen. «Das Werk nimmt das Publikum mit auf einer Entdeckungsreise durch die farben- und facettenreiche Musik des Komponisten», sagte Dramaturg Peter Larsen. Nicht selten erinnerten kirchenmusikartige Einlagen daran, dass das vor 130 Jahren in Weimar uraufgeführte Stück ursprünglich als Oratorium gedacht war.

Seit der Gründung der Festspiele 1998 mussten die Zuschauer aus Gründen des Denkmalschutzes unten in der Arena sitzen. Mit der neuen Tribüne, die über die Hänge gebaut wurde, ist nun ein anderes Sicht- und Klangerlebnis möglich. «Für uns ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen», sagt der Künstlerische Leiter der Festspiele, Gerhard Weber. Schon um 100 n. Chr. waren die Ränge des Theaters mit rund 20 000 Menschen gefüllt.

Die Festspiele, die Oper und Schauspiel in den antiken Stätten der ältesten Stadt Deutschlands wieder erlebbar machen wollen, setzen traditionell auf klassische Stoffe. So steht als zweite Aufführung am 30. Juni die Premiere der Sophokles-Tragödie «König Ödipus» auf dem Programm. Zu den Antikenfestspielen werden bis zum 13. Juli mehr als 10 000 Zuschauer erwartet.

www.antikenfestspiele.de