«Saliera»-Raub aufgeklärt «Saliera»-Raub aufgeklärt: Teuerstes Salzfass der Welt wiedergefunden

Wien/dpa. - Die«Saliera», eine aus massivem Goldblech getriebene Kleinskulptur desflorentinischen Bildhauers Benvenuto Cellini (1500-1571), deren«Marktwert» auf 50 Millionen Euro geschätzt wird, konnte amSamstagnachmittag in einem Wald nahe der Ortschaft Brand imWaldviertel - fast unbeschädigt - geborgen werden. Der mutmaßliche Täter, der das wertvolle Stück am 11. Mai 2003 aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien geraubt hatte, sitzt hinter Gittern.
Die «Saliera», ein als Kleinskulptur gestaltetes Salzfass, gehörtzu den bedeutendsten Kunstwerken der Renaissance. Es ist die einzigeerhaltene Goldschmiedearbeit Cellinis. Sie entstand in Paris in denJahren 1540 bis 1543 im Auftrag des Königs Franz I. von Frankreich.Cellini hatte die Skulptur nach eigenen Angaben aus Goldblechfreihändig getrieben. Er gestaltete das Salzfass als allegorischeDarstellung des Planeten Erde. Das prachtvolle Stück überstand denRaub und die unsachgemäße Lagerung nur mit zwei «Kratzern» nahezuunbeschädigt.
So spektakulär wie der Raub der «Saliera» war auch die Aufklärungdes Falles. Erst am Freitag hatte die Polizei in Wien bekanntgegeben, dass der oder die Täter bereits Anfang Oktober 2005 mit derzuständigen Versicherung Kontakt aufgenommen und ein «Lösegeld» vonzehn Millionen Euro für das einzigartige Kunstwerk gefordert hatten.Die Polizei veröffentlichte daraufhin am Freitag das von einerSicherheitskamera aufgenommene Foto eines Mannes, der zum Täterkreisgehören sollte.
Dieses auch im ORF-Fernsehen gezeigte Fahndungsfoto war sodeutlich, dass der Täter, der 50jährige Wiener Robert M., vonBekannten auf den Raub angesprochen wurde. Robert M., einAlarmanlagen-Techniker, gab sich völlig überrascht und rief daraufhinselbst bei der Polizei an, um «das Missverständnis aufzuklären». Dochbei der anschließenden, intensiven Vernehmung verwickelte er sichoffensichtlich in Widersprüche. Schließlich gestand er die Tat undführte die Ermittler zu dem Ort, wo er die barocke Skulptur in einerKiste liegend vergraben hatte.
Robert M., nicht vorbestraft und alles andere als ein «klassischerEinbrecher», gab bei seiner Vernehmung an, dass er die «Saliera»einige Wochen vor dem Diebstahl erstmals gesehen habe. Er hatte auchkeine Ahnung vom gigantischen Marktwert des goldenen Salzfasses. Alsprofessioneller Alarm-Techniker konnte er aber die Schwachstellen imKunsthistorischen Museum «sehr schnell einschätzen». Dazu half ihmdie Gleichgültigkeit und völlige Unfähigkeit des Museumspersonalsbeträchtlich. Sie ignorierten unter anderem eine heulende Alarmanlageund waren danach auch zu bequem, um nachzusehen, was denn den Alarmausgelöst hatte. Das Kunstwerk, so der Anwalt des Täters am Sonntag,sei so schlecht gesichert gewesen, dass «wir das eigentlich allehätten machen können».
Nach der Festnahme des Einzeltäters und der Bergung der «Saliera»war der Jubel unter allen Beteiligten am Sonntag natürlich groß.Besonders erfreut waren erwartungsgemäß die Versicherer der Skulptur.«Es ist kein Cent geflossen», freute sich Konstantin Klien von derUniqa-Versicherungsgruppe, die offenbar bereit war, Millionen für dieWiderbeschaffung zu zahlen. Und auch Wilfried Seipel jubelte. DerDirektor des Museums, der nach dem Raub selbst unter Beschussgekommen war, hatte die Tat 2003 als einen «Angriff auf einWeltkulturerbe», einen «Angriff auf das Museum» und einen «Angriffgegen die Kunst» verurteilt.
Die Beschädigungen an der Saliera seien 2003 beim Einbruch in dieVitrine entstanden. Dabei sind «Glassplitter herumgeflogen, und diehaben zwei Kratzer an den beiden Figuren, am Neptun und der Ceres,verursacht», schilderte Seipel. «Wir werden jetzt einmal prüfen, wiedie beseitigt werden können». Es seien «nur ein paar Kratzer. Aberauch das ist nicht gut, dennoch können wir glücklich sein, dassnichts sonst passiert ist.»