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Sachsen Sachsen: Vermisster Brueghel zurück im Dresdner Zwinger

Von Simona Block 30.11.2011, 09:12
Nach 66 Jahren ist das Rundbild «Vor der Dorfschenke» von Jan Brueghel dem Jüngeren (1601-1678) zurück im Dresdner Zwinger. (FOTO: URSULA-MARIA HOFFMANN/STAATLICHE KUNSTSAMMLUNGEN DRESDEN)
Nach 66 Jahren ist das Rundbild «Vor der Dorfschenke» von Jan Brueghel dem Jüngeren (1601-1678) zurück im Dresdner Zwinger. (FOTO: URSULA-MARIA HOFFMANN/STAATLICHE KUNSTSAMMLUNGEN DRESDEN) Staatliche Kunstsammlungen Dresd

Dresden/dpa. - Eines von rund 450 Vermissten: Nach 66 Jahrenist das Rundbild «Vor der Dorfschenke» von Jan Brueghel dem Jüngeren(1601-1678) zurück im Dresdner Zwinger. Das 1641 geschaffene Gemäldegehörte zu den Verlusten der Gemäldegalerie Alte Meister im ZweitenWeltkrieg. Die Landschaft mit Planwagen, Pferden und Bauer aufEichenholz von 18,5 Zentimeter Durchmesser stammt vom Enkel desberühmten Bauern-Brueghel Pieter der Ältere. Es war Ende 2007 ineinem Auktionshaus in München sichergestellt worden. Die StaatlichenKunstsammlungen Dresden (SKD) hatten sich seitdem um die Rückgabebemüht.

Das Bild befand sich schon im 18. Jahrhundert im Bestand derGemäldesammlung. 1945 war es mit weiteren wenigen Werken des Museumsin einem geschützten Depot im Albertinum ausgelagert. «Das ist derletzte Hinweis, den wir haben», sagte die für die niederländischeMalerei zuständige Expertin der Galerie, Uta Neidhardt, derNachrichtenagentur dpa. Danach verlor sich seine Spur - bis 1979. Beieiner Sprechstunde im Museum Volkwang in Essen, wo man Werkebegutachten lassen konnte, tauchte es noch einmal auf. «Dort wurde esvon einem "dubiosen deutschen Händler vorgelegt", wie der Brueghel-Experte in einem Brief vermerkte», sagte Neidhardt.

Sieben Jahre später kam es bei Christie's in Düsseldorf zurAuktion; die SKD stellten erstmals ihren Eigentumsanspruch fest.«Dann war es weg», berichtete Neidhardt. Erst vor vier Jahren machteein Hinweis die Dresdner auf die Auktion in München aufmerksam. DerBrueghel wurde sichergestellt und seine Identität auch gutachterlichbestätigt. Infrarotlicht machte sogar die Inventarnummer 465 von 1722sichtbar. «Die war irgendwann retouchiert worden.»

Der Einlieferer hatte das Bild nach der Entdeckung an den MünchnerGaleristen zurückgegeben. «Die Galerie hat viel unternommen, um es zubekommen», erläuterte Neidhardt. «Aber erst jetzt ist es gelungen,ihn (den Galeristen) zu überzeugen.» In absehbarer Zeit soll derBrueghel mit der Nummer 906 nach dem Inventar von 1886 wieder in derSempergalerie zu sehen sein. Dafür fehlt noch der Galerierahmen. «Dervon einem Bild, das noch Kriegsverlust ist, würde passen.»

Das Museum besitzt insgesamt 13 Gemälde, die sicher von Jan demÄlteren und Jan dem Jüngeren stammen. Ein weiteres gehört noch zu denVerlusten. «Brueghel-Bilder wurden sehr oft und gern gestohlen, weilsie schön klein sind», erklärte die Expertin. Erst 2008 war die«Ebene mit Windmühlen» von Jan Brueghel dem Älteren (1568-1625)zurückgekehrt - nach sieben Jahren Kampf. Das Verlustbild war 2001 inAntwerpen beschlagnahmt worden. Der Rechtsstreit über denEigentumsanspruch der Dresdner Kunstsammlungen dauerte sechs Jahre.