Sachbuch Sachbuch: Wie kam «Blacky» Fuchsberger zu seinem Namen?

Bergisch Gladbach/dpa. - In der Autobiografie «Denn erstens kommt es anders... Geschichten ausmeinem Leben» gibt Fuchsberger Auskunft. Gegen Kriegsende sollteFuchsberger Teil eines Sabotagekommandos in amerikanischen Uniformenwerden - unter dem Namen Jack Conolly. Der Name «Jacky» blieb ihm,nur machte später eine namenlose Freundin mit schwerer Zunge «Blacky»daraus. Eigentlich unspektakulär, und doch amüsant. Fuchsbergergenießt in seinem Memoirenband, erschienen zum 80. Geburtstag indiesem Jahr, die eigenen biografischen Anekdoten und Splitter.
Joachim «Blacky» Fuchsberger ist ein Gesicht von Film undFernsehen aus der Nachkriegszeit. Ein freundliches Gesicht, das vielemit den Edgar-Wallace-Streifen verbinden, in denen «Blacky» aufVerbrecherjagd ging. In den 1970er Jahren verlagerte sich seineKarriere mehr und mehr zum Fernsehen - als Talk-, Quiz- undShowmaster («Auf los geht's los», «Heut' abend») war er eineInstitution. Sein Hang zur freundlichen Leichtigkeit machte ihnbeliebt, und diese warmherzige, leichte Plauderei ist in derAutobiografie sofort wiedererkennbar.
Fest steht: Fuchsberger hat viel erlebt, und er erzählt auch vielüber sein Leben. Doch gibt es unerfüllte Reste, stellenweise störtder gefällige Plauderton gar. Zur Machtergreifung Hitlers schreibtFuchsberger: «Im Januar 1933 hatte dieser Herr Hitler die Machtergriffen und sollte sie nicht mehr loslassen, bis unser schönesDeutschland in Schutt und Asche versank.» Viel mehr fällt ihm nichtein, höchstens noch, dass sein Vater das gleiche Auto wie «dieserHerr Hitler» fährt. Wobei es auch eine Form des Selbstschutzes seinmag, das Unerträgliche mit einer gewissen Lässigkeit zu erzählen -etwa über den Bombenangriff auf Düsseldorf, den er als 15-Jährigerauf Brandwache erlebte.
Eindrucksvoller berichtet Fuchsberger über die Zeit nach demKrieg, über das Chaos, den Hunger, den Schwarzmarkt und die Arbeitals Bergmann unter Tage. Klar wird: Fuchsberger hat es sich in seinemLeben sicher nicht leicht gemacht, mehrfach wechselte er den Job.Doch er hat offenbar das Talent, im passenden Moment die zwar nichtimmer auf Anhieb nachvollziehbare, aber langfristig doch richtigeEntscheidung zu treffen. Diese Entscheidungen führten ihn erst zueiner Ausstellungsgesellschaft, dann zum Radio, schließlich texteteer Schlager und kam endlich zum Film.
Diese Entscheidungen führten in einem Fall auch dazu, dass er dasRichtige tat, indem er gar nichts tat: Als Stadionsprecher bei denOlympischen Spielen 1972 erfuhr Fuchsberger bei der ohnehin getrübtenSchlussfeier, dass sich zwei unbekannte Flugzeuge dem Stadionnäherten. Die Ehrentribüne leerte sich bereits. Doch Fuchsbergerschwieg, ließ das Stadion nicht räumen. Die Flugzeuge erwiesen sichals harmlos. Eine beunruhigend aktuelle Szene.
Joachim Fuchsberger hält im Grunde wenig von Memoiren. Sie seiengern geschwätzig, schreibt er im Vorwort - doch sei er alt genug, zusagen, was er wolle. Die ganze und reine Wahrheit sollte der Leseraber vermutlich nicht in allen Anekdoten erwarten. Seine Frau haltedichterische Freiheit für Schwindelei, gibt Fuchsberger zu: «"MeineGeschichten sind wahr...", sagt sie. Ich setze dagegen: "Aber meinesind besser!"»
Joachim Fuchsberger: Denn erstens kommt es anders... Geschichten aus meinem Leben; Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach; 349 S., Euro 19,95; ISBN 978-3-7857-2281-7
