Rumänien Rumänien: Millionen-Klage gegen «Borat»

Bukarest/dpa. - Allerdings sollen dieProduzenten die Dorfbewohner, die in großer Zahl als Statistenmitgewirkt haben, über den Inhalt des Films im Unklaren gelassenhaben. Zwei von ihnen haben jetzt mit Hilfe des bekannten Anwalts-Duos Michael Witti aus München und Ed Fagan aus New York die 20thCentury Fox deren Partner auf insgesamt 30 Millionen US-DollarSchadensersatz verklagt.
Die beiden Anwälte haben bereits bekannte Verfahren wie denEntschädigungsfonds für NS-Zwangsarbeiter sowie Klagen von Patienten,die mit dem umstrittenen Medikament Lipobay behandelt worden waren,verfochten. Vor dem Europäischen Gerichtshof wollen die beidenJuristen höhere Entschädigungen für die Angehörigen der Opfer desSeilbahn-Unglücks von Kaprun erstreiten.
In der Klageschrift, die Witti jetzt den Klägern SpiridonCiorobea und Nicolae Todorache in Glod erläuterte, wird denFilmproduzenten vor allem Diskriminierung einer internationalgeschützten Minderheit (der Roma) sowie Irreführung und Betrugvorgeworfen. Die Filmleute hätten den Dorfbewohnern erklärt, siewürden in einem Dokumentarfilm mitwirken, der die Situation in ihremDorf darstellen solle. Um die Menschen zum Mitwirken zu bewegen, habeman ihnen absichtlich verschwiegen, dass es sich um einen Spielfilmhandle, in dem sie als «Dummköpfe, Diebe, Vergewaltiger undRassisten» dargestellt würden. Dabei habe man den niedrigenBildungsstand und die Gutgläubigkeit der Menschen in Glod ausgenutzt.
Der 68-jährige Ciorobea wird in dem Film als »Schweißer undAbtreibungsgynäkologe» dargestellt. Im Film ist er mit einemSchweißbrenner in der Hand zu sehen, sein angeblicher Nebenberuf als«Gynäkologe» wird von der Figur des Borat im Film genannt. Der 57Jahre alte Todorache, von Beruf Wächter in einem Fabriklager, war fürdie Dreharbeiten angeheuert worden, weil ihm eine Hand fehlt. An denStumpf montierten die Requisiteure ein Plastikobjekt, von demTodorache erst später erfuhr, dass es ein Riesen-Dildo war.
Glod ist ein armes Roma-Dorf in den Südkarpaten. Die etwa 1800Bewohner leben kümmerlich vom Verkauf der großen Kieselsteine aus demFluss Ialomita an Baufirmen und vom Sammeln von Waldbeeren undPilzen. Das Dorf hat keinen Wasseranschluss und keine Kanalisation.Zum größten Teil leben die Menschen in ärmlichen Hütten.
Der Prozess soll am 4. Dezember vor dem Bundesgericht in New Yorkbeginnen. Neben der 20th Century Fox wurden 15 weitere Parteienverklagt - darunter Produktionsfirmen, Produzenten undDrehbuchschreiber. Neben der Millionen-Entschädigung verlangen dieKläger, dass sich die Filmproduzenten entschuldigen - und zwar nichtnur bei ihnen, sondern bei allen Dorfbewohnern und bei allen Roma.