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RTL-Reportage von Team Wallraff  RTL-Reportage von Team Wallraff : Bei Burger King liegt einiges im Argen

Von Tanja Brandes 25.11.2014, 07:06
Konfrontiert mit den jüngsten Enthüllungen von Enthüllungsjournalist Günter Wallraff und seinem Team hat die Burger King-Geschäftsleitung der Yi-Ko-Holding fristlos gekündigt.
Konfrontiert mit den jüngsten Enthüllungen von Enthüllungsjournalist Günter Wallraff und seinem Team hat die Burger King-Geschäftsleitung der Yi-Ko-Holding fristlos gekündigt. Getty Images Lizenz

Köln - Knapp sieben Monate ist es her, dass der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff mit seinem Team die Missstände in etlichen Filialen des größten Burger-King-Franchisenehmers, der Yi-Ko-Holding GmbH, verheerende hygienische Zustände und unzumutbare Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter aufgedeckt hat. Eingeschleuste Undercover-Reporter dokumentierten den laxen Umgang mit Lebensmitteln und die Missachtung von Arbeitnehmerrechten.

Als Reaktion auf die Enthüllungen kündigte die Geschäftsleitung von Burger King Deutschland damals umgehend Verbesserungen an und brachte den Geschäftsführer der Yi-Ko-Holding, Ergün Yildiz, dazu, von seinem Posten als Geschäftsführer zurückzutreten.

In einer erneuten Undercover-Aktion hat das Team Wallraff nun erneut verschiedene Restaurants der Fastfood Kette überprüft, um festzustellen, ob sich die Zustände tatsächlich verändert haben.

Dass das Ergebnis der Recherche gestern Abend in einer RTL-Reportage präsentiert wurde, ließ vermuten: Bei Burger King liegt noch einiges im Argen.

Für die Undercover-Recherche hat dieses Mal eine junge Journalistin aus Wallraffs Team bei Burger King angeheuert, um den Umgang mit Lebensmitteln, die Sicherheit in den Filialen und die Rechte der Angestellten zu überprüfen.

Das Ergebnis: Trotz aller Beteuerungen hat sich so gut wie nichts geändert. Noch immer werden Lebensmittel mit falschen Etiketten länger haltbar geschummelt, noch immer liegen frische Lebensmittel bei hohen Temperaturen stundenlang ungekühlt herum, bevor sie dann auf Brötchenhälften zum fertigen Burger aufgeschichtet werden. An Gummidichtungen in der Küche sprießt Schimmel.

Zu wenig Personal, zu hoher Zeitdruck

Man habe ja versucht etwas zu ändern, sagt eine Schichtleiterin, aber es gebe zu wenig Personal, der Zeitdruck sein einfach zu groß. Auf die Frage, wie sie sich denn den Kunden gegenüber fühle, deren Gesundheit sie mit solchen Methoden in Gefahr bringe, antwortet die junge Frau entwaffnend ehrlich: „Was würden Sie denn tun, wenn Ihr Chef das von Ihnen verlangen würde? Wenn Sie Angst hätten, sonst Ihren Job zu verlieren?“

Tatsächlich steht für viele der Burger King-Mitarbeiter ihre Existenz auf dem Spiel, und die ist mager genug: Obgleich die Burger King-Geschäftsleitung im Mai beteuert hatte, die Yi-Ko-Holding werde sich von nun an den Tarifvertrag halten, also selbstverständlich auch Überstunden und Krankheitsausfälle bezahlen, scheint sich die Situation für die Mitarbeiter eher verschlechtert zu haben. So arbeitet die Auszubildende Semra als Vollzeitkraft für gerade einmal 534 Euro netto, die täglichen Überstunden werden ihr nicht bezahlt. Die 18-Jährige ist der völligen Erschöpfung nahe. Überhaupt ist der Druck, unter dem die Angestellten stehen, auch auf den Aufnahmen der versteckten Kamera ständig spürbar. „Ich bringe dir jetzt die Abläufe bei“, sagt die Kollegin, die die Undercover-Reporterin einarbeiten soll. „Aber wenn du später arbeitest, sind mir die korrekten Abläufe scheißegal, Hauptsache, du machst deine Burger.“

Konfrontiert mit den jüngsten Enthüllungen hat die Burger King-Geschäftsleitung der Yi-Ko-Holding fristlos gekündigt. „Unsere Anstrengungen, Verbesserungen zu erreichen, wurden torpediert“, sagt Andreas Bork, Geschäftsführer von Burger King Deutschland, der noch vor einem Jahr beteuert hatte, die Kontrolle über die Filialen der Yi-Ko-Holding zu übernehmen. Man habe „Brückenbauer“ sein wollen, doch die Yi-Ko-Holding habe nicht mir der Burger King-Leitung zusammengearbeitet, so der Deutschland-Chef. Inzwischen wurden 89 Filialen geschlossen. „Nicht wir haben die Arbeitsplätze gefährdet, sondern die Yi-Ko-Holding“, stellt Andreas Bork am Ende der Sendung noch einmal klar. Man werde sich dennoch für die Angestellten einsetzen.

Das klingt sehr wage. Die Zukunft der 3000 betroffenen Burger King-Mitarbeiter ist ungewiss.