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Rosa von Praunheim dreht einen Film über die Hölle

31.10.2007, 13:51

Berlin/dpa. - Der Regisseur Rosa von Praunheim («Die Bettwurst») plant als nächstes Projekt einen Film «über die Hölle». Das sei ihm «als Katholik ein Herzensanliegen», sagte Praunheim in Berlin.

Der nach eigenen Worten «wohl weltweit produktivste schwule Filmemacher» feiert eine große Party zu seinem 65. Geburtstag am 25. November in Berlin. Das Schwule Museum in Berlin eröffnet dazu als Hommage die Ausstellung «Rosa geht in Rente». Zu seinem Geburtstag meinte Praunheim: «Ich habe noch fünf Jahre für das Filmemachen, in denen ich noch geistig klar arbeiten kann. Männer ab 70 halten nur noch Monologe.»

Zuletzt hatte der in Riga geborene und zunächst im Waisenhaus lebende Praunheim, der sich nach einem «hässlichen Stadtteil von Frankfurt» (Praunheim) benannte, auf den Hofer Filmtagen mit seinem autobiografischen Film «Meine Mütter - Spurensuche in Riga» große Beachtung gefunden. «Das war sehr spannend und aufregend. Es ist ein Filmdokument deutscher und lettischer Zeitgeschichte, aber auch mein 70. und traurigster Film», meinte der Regisseur. In Berlin wird er mit einer Retrospektive («65 Filme zum 65. Geburtstag») geehrt.

Seine 2003 gestorbene Mutter hatte ihm drei Jahre zuvor im Alter von 94 Jahren offenbart, dass er nicht ihr Sohn ist. Sie hatte ihn in Riga während der deutschen Besatzung in einem Kinderheim gefunden. Praunheim ist, wie er herausfand, 1942 im dortigen Zentralgefängnis zur Welt gekommen.

Der Regisseur hatte 1971 auf der Berlinale mit seinem heftig diskutierten Film «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt» Furore gemacht. Dabei gab es auch Kritik aus den eigenen Reihen. «Die "unpolitischen Schwulen" hatten von mir ein Schulterklopfen erwartet, sie wollten im Grunde so spießig sein wie alle anderen auch», meint Praunheim, der später auch durch sein Outing prominenter Persönlichkeiten Aufsehen erregte, heute dazu rückblickend. Er schreibe sich auf seine Fahnen, zu einem größeren Selbstbewusstsein der Homosexuellen in Deutschland beigetragen zu haben. Andererseits gebe es jetzt «die Homo-Ehe und Lesben wollen Kinder, das alles läuft ganz normale Kleinfamilien hinaus».