Roman Roman: Und immer dieses Stirb und Werde
Halle/MZ. - Justine Lévy muss ihre Stoffe nicht suchen, weil sie ihrer Biografie eingeschrieben sind. Sie entstammt der Ehe des populären Salonphilosophen Bernard-Henri Lévy mit dem Hochglanz-Titelgirl Isabelle Doutreluigne. Sie pflegte öffentlichkeitswirksam Liebschaften mit Vertretern beiderlei Geschlechts und ließ einen wiederum Aufsehen erregenden sozialen Absturz folgen.
Heute arbeitet Justine Lévy als Lektorin. Stets handeln ihre halbfiktionalen Texte vom Jetset an der Spitze der Gesellschaft. Die Gier nach solchen Schlüssel(loch)romanen ist groß. Im zweiten Buch ging es zum Beispiel um ihre Scheidung von Raphaël Enthofen. Der war durchgebrannt mit Carla Bruni, der Geliebten seines Vaters, der wiederum einer der besten Freunde des ihren war. Dann verlor er sie an keinen Geringeren als den Staatspräsidenten. Herz, was willst Du mehr? Aber: Soll man das lesen?
Klares Ja, zumindest hinsichtlich des aktuellen Romans, denn es geht dieser bemerkenswerten Erzählerin eben nicht um das Skandalöse, sondern um jeder Mutter-Tochter-Beziehung innewohnende Problemkreise. Dass die Tochter - wie in ihrem richtigen Leben - ausgerechnet in den Monaten ihr erstes Kind in sich trägt, als die Mutter den Kampf gegen den Krebs verliert, nutzt sie geschickt als Auslöser für die Rekonstruktion des Gefühlschaos vor der Geburt. Poetisch, kurzweilig und nie dem ersten Gedanken vertrauend werden in diesem selbstzweiflerischen Stirb und Werde über den konkreten Fall hinaus die Ängste einer werdenden Mutter angesichts des Todes thematisiert. So gerät das Buch zu weit mehr als zur nicht unironischen Abrechnung mit der Elterngeneration.