Rock Rock: Bis zum letzten Ton genossen
Braunschweig /dpa. - Dem im Mai 60 Jahre alt gewordenen Rocksänger gelang es, beimTourauftakt in Deutschland seine Fans ein weiteres Mal zufaszinieren. Die meisten Besucher blieben bis zum letzten Ton in derHalle. Und auch Dylan scheint dem Braunschweiger Publikum Sympathieentgegen gebracht zu haben: Acht Zugaben sind keineSelbstverständlichkeit bei seinen Konzerten.
Galt Dylan einstmals als Symbol der Protestbewegung der 60er und70er Jahre, so vereint er heute die Generationen. Von angegrautenAlternativen, tätowierten Rockern über gut gekleidete Normalbürgerbis zu Teenies war alles im Saal vertreten. Heiner, Astrid, Heideund Jan Schrobsdorff nutzten das Konzert zu einem Familienausflug.Vom 48 Jahre alten Vater bis zum 17-jährigen Jan, alle vierSchrobsdorffs fanden die lebende Rocklegende Dylan gut. «Musikalischtoll, aber er hat noch nicht einmal Tschüss gesagt», bemängeltejedoch der 17-Jährige.
Doch ältere Fans wissen, Entertainment war noch nie Dylans Sache.Die Zeiten, in denen er dem Publikum den Rücken zudrehte und seineSongs total entfremdete, scheinen jedoch vorbei zu sein. Routiniertund gelassen spielte er ohne Pause einen Song nach dem anderen - undvariierte dabei seine altbekannten Stücke. «Er hat die Titel wiederanders gespielt als vor einem Jahr in Hannover. Es warenerstaunliche Versionen dabei», begeisterte sich Arvid Kraft, selbstMusiker.
Klar, auch Krafts Braunschweiger Band «The Twang» spielt Songsvon Dylan. Damit befindet sich die Provinz-Gruppe schließlich inguter Gesellschaft: Jimi Hendrix, The Byrds, The Hollies, RodStewart, Bob Marley, Eric Clapton - die Songs keines anderenMusikers sind so oft gecovert worden wie die von Bob Dylan.
Die Person Dylan ist hingegen immer geheimnisumwittert geblieben.Geboren wurde er in der Kleinstadt Duluth (Minnesota) als RobertAllen Zimmermann. Später nannte er sich Bob Dylan nach dem DichterDylan Thomas. Erst kürzlich wurde bekannt, das Dylan seit 1986 sechsJahre lang verheiratet war. Aus der Ehe mit der Gospelsängerin CarolDennis hat er eine Tochter, die heute 15 Jahre alt ist.
Der britische Autor Howard Sounes behauptet in einer neuenBiografie, dass die Trennung Hintergrund für die seit Anfang der90er Jahre laufende «Never Ending Tour» mit bis zu 100 Auftrittenpro Jahr sein soll. Der Star habe einfach Millionen für die teureheimliche Scheidung zusammenkratzen müssen. Das scheint den Fansaber egal, wenn sie so zufrieden wie in Braunschweig das Konzertverlassen. Nächste Station seiner Tour ist Schwäbisch-Gemünd amSamstag (7. Juli), es folgen Lörrach (17.) und Bad Reichenhall(18.).