Mit Haltung ins Abenteuerland Pur Konzert in Leipzig: Abenteuerland und Hits aus 30 Jahren

Leipzig - Jeder kennt dieses hinterlistige Tierchen. Ungefragt schleicht und nistet es sich ein, schonungslos unterwandert es den kritischen Verstand. Es nimmt in Besitz, lässt uns murmeln und singen, es formt unsere Lippen, manchmal bleibt es sogar mehrere Tage: Der Ohrwurm!
Am Dienstagabend spielte die Schlager- und Popgruppe Pur um Sänger Hartmut Engler in der mit gut 7000 Menschen gefüllten Arena Leipzig. Mitgebracht hatten sie gleich eine ganze Horde jener heimtückischen Evergreens, die mittlerweile tatsächlich als deutsches Kulturgut zu werten sind.
Pur in Leipzig: Abenteuerland, Lena, Ich lieb dich - Hits aus 30 Jahren
Da geht es über „Freunde“, „Ich lieb´ dich“ und „Wenn sie diesen Tango hört“ zu „Indianer“, „Funkelperlenaugen“ oder „Lena“. Da schwappen „Oh, wie ist das schön“-Chöre und La-Ola-Wellen durch die Steh- und Sitzreihen, die die im Zentrum der Arena befindliche Bühne umschließen. Der Publikumschor funktioniert nicht nur zu „Abenteuerland“, „Ein graues Haar“ oder „Drachen sollen fliegen“ prächtig.
Pur, die wohl älteste Schülerband Deutschlands, liefert kitschige Balladen, explizite Texte und eingängige Sentimentalitäten. Und Hits über Hits. Dabei werden nicht nur gute Laune und bodenständige Träume ins ekstatische Rund gepumpt, die Band aus dem Schwabenland erinnert daran, dass sie schon vor mehr als 25 Jahren gegen Rechtsradikalismus und Fremdenhass Position bezogen hat.
Pur in Leipzig: Band bezieht Stellung gegen Rechtsradikalismus und Fremdenhass
Zu „Bis der Wind sich dreht“ zeigt der runde Videowürfel beispielsweise Bilder von Björn Höcke, Matteo Salvini oder Viktor Orbán, Engler schleicht dabei gar im Gestapo-Mantel über die Bühne. Im Lied „Neue Brücken“ gibt es diese Zeilen: „Brüder gibt's am Stammtisch, Schnaps im Kopf, den Geist im Glas / In Sorge um ihr Vaterland, gedeiht ihr Fremdenhass / Dass Deutsche bessre Menschen sind, wer´s nicht weiß, kanns dort erfahren / Und dass das alles nicht so schlimm war bei Adolf in den Nazi-Jahren.“
Der Song „Affen im Kopf“, zu finden auf der neuen Platte „Zwischen den Welten“, taugt als Hymne auf den „Social-Media-Burnout“. Am Ende gibt es Tobias Künzel von den Prinzen als Gastsänger, Konfetti und Handylichtermeere. Die Hütte brennt in gelöster Feierlaune. Ein Hoch auf die Ohrwürmer!
(mz)