Puppentheater Puppentheater: Scheherazade plaudert um ihr Leben

Halle (Saale) - Puppentheater für Erwachsene? Das fragt in Halle und der Region schon lange niemand mehr. Jetzt zeigt das weit über die Stadt hinaus bekannte Ensemble im Hof des Neuen Theaters „Geschichten aus Tausendundeiner Nacht“. Dabei erwecken die Künstler die Geschichten aus dem Morgenland in einer fantasievollen, aber auch musikalisch überzeugenden Art und Weise zum Leben.
Willkommen in der Märchenwelt
Gespielt wird mit großem Ensemble, zehn Puppen und sechs Schauspieler lassen die Zuschauer für gut 90 Minuten einmal den Stress des Alltags vergessen und in eine Märchenwelt eintauchen. Doch wem die Geschichten aus tausendundeiner Nacht bekannt sind, der wird wissen: Das ist durchaus kein Kindermärchen. Und ganz ohne Erotik kommt das Stück denn auch in der Inszenierung von Ania Michaelis nicht aus. Sie schafft eine ganz besondere Atmosphäre: Ein sehr bildhaftes und zugleich musikalisches Theaterstück, gepaart mit dem besonderen Reiz eines Open Airs. Die Zuschauer kommen den Akteuren ganz nah, man kann ihnen in die Augen schauen.
Die Kompositionen stammen von Sebastian Herzfeld, der schon mehrfach für das Theater komponierte. Die drei musikalischen Spieler Jörg Kunze, Ivana Sajevic und Lars Frank zeigen am Klavier, der Bass-Balalaika und an einem selbst gebauten Schlagzeug, dass kein großes Orchester notwendig ist, um Stimmung zu erzeugen.
Geschickt nehmen sie das Publikum mit auf die Reise der Scheherazade, die als Tochter des Wesirs versucht, den Sultan Schahriyar von seinen grausamen Taten abzuhalten. Dieser wurde von seiner Frau betrogen und hat sie umgebracht. Im Anschluss bittet er seinen Wesir in jeder Nacht um eine neue Jungfrau, die er am nächsten Morgen tötet.
Der Sultan lauscht gebannt
Scheherazade versucht ihn davon abzuhalten, in dem sie dem Sultan jeden Abend Geschichten über die beiden Brüder Nuraddin aus Ägypten und Bahraddin von Basra erzählt und - sie im Morgengrauen abrupt unterbricht. Der Sultan ist gefesselt von ihrer Geschichte und schiebt ihre Hinrichtung auf.
So lässt Regisseurin Michaelis eine Story in der Story entstehen, die an einigen Stellen schon verwirren kann. Trotzdem überzeugt die Aufführung durch humorvolle Kommentare der Schauspieler selbst zur Handlung und nicht zuletzt durch das fantastische Spiel der Puppen. Als Erwachsener selbst noch einmal in eine Märchen- und Fantasiewelt einzutauchen und die Zuschauer zu fesseln - dies gelingt dem Ensemble hervorragend. Wer noch Karten haben möchte, muss schnell sein, denn die Vorstellungen sind überwiegend ausverkauft. Restkarten gibt es lediglich für den 25. und 26. Juni. (mz)
Ticket-Telefon, Mo-Fr 12-18 Uhr: 0345 / 5110 777