Puppentheater der Stadt Halle Puppentheater der Stadt Halle: Ein höllischer Seelenfänger in der irdischen Ausbildung
Halle/MZ/ahi. - Wie sich die Hölle im Blick eines Menschen ansieht, ist hinlänglich bekannt: Unflätige Satansbraten flöhen sich vor glutroten Wänden das räudige Fell, daneben pflegen schmutzige Beelzebübchen ihre Klauen. Die gute alte Erde hingegen hat durchaus noch Neuigkeitswert, wenn man sie denn mit den Augen eines Teufels anschauen darf: Eine phantastische Landschaft wie auf den Bildern des Joan Miró, bevölkert von allerlei vertrauten und doch seltsam verwandelten Lebewesen . . .
Es ist eine ebenso einfache wie wirksame Grundidee, der Regisseur Christoph Werner und Ausstatter Christoph Bochdansky ihre deutsche Erstaufführung von Ulf Starks "Kleiner Teufel Asmodeus" unterwerfen. Statt der landläufigen Tradition, die im Teufel das Fremden sieht und fürchtet, kehren sie am Puppentheater der Stadt Halle die Blickrichtung einfach um. Und diese Sicht wird nicht nur durch die Erzählperspektive des vor Ort bereits durch "Kannst du pfeifen, Johanna" bekannten Autors legitimiert, sondern unterstützt zudem die fröhliche Frechheit seiner anekdotischen Geschichte.
Denn Stark stattet seine Figuren zwar ohne psychologische Schattierungen, dafür aber mit einigen befremdlichen Gewohnheiten aus. So verleihen echte Teufel nicht allein ihre Zauberkraft durch ordinäres Spucken, sondern ernähren sich an der Erdoberfläche auch noch bevorzugt von Schafskot. Was den kleinen Seelenfänger in der Ausbildung dazu bringt, einigen blökenden Wiederkäuern den Hintern zu küssen, nachdem er zuvor bereits eine Kuh fliegen ließ.
Der Schwede Ulf Stark weiß offenbar genau, wie viel er den kindlichen Gemütern zumuten darf - und findet in Halle zwei ebenso überzeugte Interpreten. Bochdansky begabt Menschen mit Augennasenhuckeln oder lässt einen Unterwelt-Fürsten als diabolische Kehrseite eines Pelzmantels erscheinen. Und Werner spielt die mit der Schafs-Weisheit "Über Geschmack lässt sich nicht streiten" aufgefangenen Tabu-Brüche weidlich aus, um sie dann souverän zu kontern.
Wenn nämlich der Traumwächter des kleinen Asmodeus bunte Lichter hascht oder wenn der Erdengast seiner Freundin Christina viele leuchtende Herzen zu Füßen legt, sind all die mutwilligen Scherze mit diesen wenigen poetischen Momenten aufgewogen. Und dann finden auch die Puppenspielerinnen Kerstin Wiese und Ines Gärtner zu jenen leiseren Tönen, die im Crash-Kurs für Seelenfänger ansonsten druckvoll übertönt werden. Daher müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn dieses Stück sein Publikum nicht erreichen würde - oder, besser gesagt, ganz ohne ihn.
Nächste Vorstellungen: 18. und 19. Dezember, je 9.30 Uhr