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Porträt Porträt: Eiji Oue - erster asiatischer Dirigent in Bayreuth

Von Stephan Maurer und Manfred Präcklein 19.07.2005, 11:17

Bayreuth/dpa. - Der Japaner Eiji Oue, der «Tristan und Isolde»dirigieren wird, ist der erste asiatische Dirigent, der zu denRichard-Wagner-Festspielen nach Bayreuth eingeladen wurde. Für denChefdirigenten der NDR-Radiophilharmonie Hannover geht mit derEinladung von Festspielleiter Wolfgang Wagner «ein lang gehegterTraum in Erfüllung».

Zu «Tristan und Isolde» hat der 48-Jährige ein besonderesVerhältnis. Es war die erste Oper, die er studiert hat. «Zu meinerÜberraschung, fühle ich mich Richard Wagners Musik eng verbunden»sagte Oue vor seinem Debüt am «Grünen Hügel». «Ich bin fasziniert vonder Art, wie der das Drama geschaffen hat, wie er die Mythologie undden Klang des Orchesters einsetzt.» Wagners «Tristan und Isolde» istfür den Dirigenten «ein auf's Höchste außergewöhnliches Drama, dasunter höchst außergewöhnlichen Umständen stattfindet». Das Besonderesei das zutiefst menschliche Gefühl, das in dem Werk lebe und wachse.

Den Wagnerianern aus aller Welt verspricht Oue bei der Premiere am25. Juli «Wagner pur». Es gebe keine bessere InterpretationWagnerscher Musik als dessen eigene. Zu den besonderenHerausforderungen, die der verdeckte Orchestergraben, der «mystischeAbgrund», an einen Dirigenten stellt, will sich Oue erst nach derPremiere äußern. Akribisch habe er sich seit Monaten auf die Musikdes Tristan vorbereitet.

Der in Hiroshima geborene Sohn aus einer alten Samurai-Familiehatte schon im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspiel begonnen.Seine Ausbildung als Dirigent erhielt er bei Hideo Saito an der TohoGakuen School of Music und bei Larry Livingston am New EnglandConservatory. Zu seinen Lehrern zählen Sergiu Celibidache, ClaudioAbbado und Sir Colin Davis. Entscheidend war aber die Begegnung mitLeonard Bernstein im Jahr 1978. Als Mentor und Freund stellteBernstein seinen Schützling in der ganzen Welt vor und teilte sogardas Podium mit ihm.

Von 1991 bis 1995 war Eiji Oue Chefdirigent des Erie PhilharmonicOrchestra. Anschließend leitete er als musikalischer Direktor siebenJahre lang das Minnesota Orchestra. Von 1997 bis 2003 fungierte erals Musikalischer Direktor des Grand Teton Music Festivals inWyoming, bevor er im Mai 2003 die Position als Music Director desOsaka Philharmonic Orchestra antrat.

Auch in Deutschland leitete Oue renommierte Orchester,insbesondere fast alle Rundfunkorchester. Seit 1998 ist erChefdirigent der NDR Radiophilharmonie. Eine Konzertreihe fürjüngeres Publikum und der «Musiktag Hanover» gehörten zu seinenInitiativen. Seit Herbst 2000 hat er auch eine Professur fürDirigieren an der Musikhochschule Hannover inne.

Die große Vielfalt der Ideen und das breite Spektrum bedeutenderTheater-Produktionen rund um den Globus produziert aus der Sicht Oueseine immer größer werdende Erwartungshaltung an das Theater. «Deshalbbraucht auch der Dirigent mehr Vorstellungskraft und Inspiration; ermuss seine ganze Fantasie walten lassen, um eine neue Welt zukreieren», sagt der 48-Jährige über seine Rolle. Auch seineLandsleute schauen gespannt auf sein Debüt in Bayreuth. «Wagner istin Japan sehr populär.»