Fernsehen Straße als Heimat: Das Drama „Auf der Walz“
Vieles im Leben scheint entbehrlich - nur die Suche nach sich selbst nicht. Ein romantischer Film im Ersten begleitet eine junge Frau im Aufbruch.

Berlin - Einfach mal raus - das wäre es doch. Doch der Lebensweg für die süddeutsche Zimmerin Maria Abeler (Ronja Rath) scheint festgelegt: Die junge Frau soll bald die Schreinerei ihres Vaters Volker (Oliver Stokowski) übernehmen. Und ihr langjähriger Freund Steffen (Silas Breiding) hat auch schon das passende Haus für die noch zu gründende Familie parat. Noch keine 30 - und das Leben hat keine Überraschungen mehr zu bieten?
Falsch. Denn da taucht in der Schreinerei eines Tages Cem (Sohel Altan Gol) auf, ein Wandergeselle, der sich von einem Ort zum anderen treiben lässt. Er ist auf der Walz, und das bedeutet: nach der Ausbildung drei Jahre und einen Tag unterwegs, ohne jedwede Verpflichtung. So kommt der Film „Auf der Walz - Drei Jahre und ein Tag“ ins Rollen. Er ist am Freitag (15. August) um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
Maria muss sich entscheiden
Obwohl sie noch nie länger als drei Wochen am Stück von zu Hause fort war, spürt Maria, dass die Wanderschaft genau ihr Ding ist, und zieht mit Cem los. Die gemeinsame Reise droht schon bald zu scheitern, denn Maria hält sich nicht an die klaren Regeln einer Walz. Doch sie suchen sich weiter jeden Tag etwas zu „schaffen“, schlafen viel im Freien und verstehen sich ziemlich gut. Als Steffen die neue Fernbeziehung nicht länger durchhalten kann, muss Maria sich entscheiden, was und wohin sie will - und zwar ganz allein.
Sibylle Tafel (59, „Toni, männlich, Hebamme“) hat einen zumeist heiteren, teils nachdenklichen Film gedreht, der in erster Linie zeigen will, wohin die Reise gehen soll im Leben. Entweder direkt in ein gemachtes Nest hinein, oder eben doch mit einigen Umwegen mitsamt der Möglichkeit, seinen Platz im Leben zu finden - und den Wert der Freiheit. Dazu gibt es manche Einblicke in diese Handwerkstradition, schöne Landschaftsbilder und so manch kurioses und auch lustiges Erlebnis.
Schauspielerin Rath überzeugt
Ronja Rath (26, „Intimität“) weiß als junge Frau auf Wanderschaft zu überzeugen. Sie spielt ihre Figur mit allen Zweifeln, ob sie das Richtige tut und eben nicht nur den Erwartungen anderer gerecht werden will. Sohel Altan Gol (36, „Wer ohne Schuld ist“) gibt einen ausgesprochen anständigen Mann, der sich gut im Griff hat, aber ganz im Stillen seiner großen Liebe hinterhertrauert.
Oliver Stokowski (63, „Keine Zeit für Arschlöcher“) sitzt als Marias Vater zwischen allen Stühlen und wirkt ohne sie völlig überfordert. Doch Maria geht konsequent ihren Weg, „mit der Straße als Heimat und der Welt als Zuhaus’“.