Erster Farbfilm der DDR Märchenklassiker und Defa-Kult: "Das kalte Herz" feiert Jubiläum
Vor 75 Jahren feierte der Defa-Film "Das kalte Herz" Premiere in Berlin. Auch heute noch erfreut sich die DDR-Märchenverfilmung großer Beliebtheit.

Magdeburg/Halle (Saale). – Seit Jahrzehnten ist dieser Film neben "Drei Haselnüssel für Aschenbrödel" einer der beliebtesten Märchenklassiker rund um Weihnachten: "Das kalte Herz".
Mit seiner Adaption von Wilhelm Hauffs Kult-Erzählung lockte der Münchner Regisseur Paul Verhoeven in der DDR fast zehn Millionen Menschen in die Kinos.
Vor 75 Jahren, am 8. Dezember 1950, feierte der Defa-Film um die Geschichte vom armen Peter und dessen Traum vom schnellen Reichtum in zwei Ost-Berliner Kinos Premiere.
Märchenklassiker "Das kalte Herz": Peter will Köhler-Leben entkommen
"Schatzhauser im grünen Tannenwald, bist schon viel' hundert Jahre alt. Dir gehört all Land, wo Tannen stehen, lässt dich nur Sonntagskindern sehen." Bei seinem Versuch, dem einfachen Köhler-Leben zu entkommen, wendet sich Peter (gespielt von Lutz Moik) an den Schatzhauser, auch Glasmännlein genannt (Paul Bildt).
Der freundliche Waldgeist erfüllt ihm zunächst seine unreifen Wünsche: Peter wird stolzer Glashüttenbesitzer und erobert die Zuneigung der schönen Lisbeth (Hanna Rucker).
Lesen Sie auch: Eisleber Theater zeigt "Das kalte Herz" – ganz ohne Gruseln
Als ihm das Geld ausgeht, sucht Peter Hilfe beim dämonischen Holländer-Michel (unvergessen schauerlich: der große Erwin Geschonnek), der ihm schließlich ein Herz aus Stein anbietet.
Damit wird Peter zwar reich und erfolgreich, aber auch hart und stolz. Erst als sein Glück mit Lisbeth gewaltsam zerbricht, findet er mithilfe des Glasmännleins den Mut, sein warmes Herz zurückzufordern.

Märchenfilm kostete mehr als drei Millionen DDR-Mark
Verhoevens Verfilmung des Schwarzwald-Märchens war der erste DDR-Spielfilm in Farbe. Gedreht wurde im Filmstudio in Babelsberg und im Thüringer Wald.
Nach Angaben der Defa-Stiftung lagen die Kosten für "Das kalte Herz" bei 3,2 Millionen DDR-Mark – eine für die damalige Zeit verhältnismäßig teure Produktion, die die eingeplante Summe um mehrere Hunderttausend Mark überschritt. Aufwendig waren etwa die Kostüme und die Tricktechnik.
"Besonders reizvoll waren die vielen Verkleinerungen des Glasmännleins und die Vergrößerung des Holländer-Michel", wurden die Kameraleute einmal zitiert. Das sei etwa über das Spiegeltrick-Verfahren oder Perspektivbauten geschehen.
Um Geschonnek in den gruseligen Holländer-Michel zu verwandeln, wurden ihm der Mund mit Watte ausgestopft und die Ohren umgebogen. Eine weiß bemalte Kontaktlinse lässt eines seiner Augen wie tot erscheinen.
Hauff-Märchen beruht auf wahrem Leben im Schwarzwald
Die Vorlage des schwäbischen Dichters Hauff von 1827 ist eines der bedeutendsten Werke der Spätromantik, in dem er Märchenwelt und reales Leben verflicht.
Damals macht der Holz-Raubbau aus dem waldreichen Schwarzwald die Waldbesitzer und Glasmacher reich, während Flößer und Köhler für einen Hungerlohn arbeiten mussten.
Auf der einen Seite steht der Holländer-Michel für mitleidlosen Wohlstand und Reichtum durch Spekulation, auf der anderen das Glasmännlein für Ansehen und Zufriedenheit durch handwerklichen Fleiß und Menschlichkeit.
Mit ihrem Blick auf das Verhältnis des Menschen zu Waren und Geld reichen das Hauff-Märchen und die DDR-Verfilmung weit über ihre Epochen hinaus.