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Petition im Internet Petition im Internet: Markus Lanz wird zum Watschenmann

Von andreas montag 27.01.2014, 10:00
Am Samstag fiel Markus Lanz das Lächeln sichtlich schwer.
Am Samstag fiel Markus Lanz das Lächeln sichtlich schwer. Uli Deck/dpa Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Mit dem Mann möchte jetzt wohl kaum jemand tauschen: Markus Lanz, der in Diensten des ZDF steht und eigentlich den klassischen Schwiegersohn-Typ repräsentiert, ist plötzlich für viele Zuschauerinnen und Zuschauer zur Hassfigur geworden. Und neben dem Vorgang an sich, der schon erstaunlich genug ist, muss man sich fragen: Woher kommt er, dieser enorme Hass?

Immerhin haben sich rund 200.000 Menschen einer Online-Petition der Leipzigerin Maren Müller angeschlossen. Darin wird nicht schlicht protestiert gegen die Art, wie Lanz in seiner Talkshow die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht behandelt hat, es wird ultimativ sein Kopf gefordert: „Raus mit Markus Lanz aus meiner Rundfunkgebühr!“, skandieren die Wutbürger im Internet.

Lanz ist mit der sinkenden Zuschauergunst für die von Thomas Gottschalk geerbte ZDF-Sendung „Wetten, dass..?“ eigentlich schon hinreichend gestraft (siehe nebenstehende TV-Kritik), nun wird aus dem Südtiroler Strahlemann auch noch der Watschenmann für das deutsche Fernsehvolk.

Was aber ist ihm eigentlich vorzuwerfen? Dass er blendend aussieht, kann es ja wohl nicht sein. Das wird vom Publikum üblicherweise als Wert geschätzt. Das Auge isst schließlich mit. Und dass sich ein Moderator in einer Nachrichtensendung oder einer Talkshow als „scharfer Hund“ zeigen will, ist auch nicht zum ersten Mal vorgekommen - vor nicht allzu langer Zeit erst hat sich, ebenfalls im ZDF, Marietta Slomka regelrecht verbissen in den SPD-Chef Sigma Gabriel. Das muss man nicht schön finden, überflüssig ist es auch, gehört aber wohl in die Kategorie des verschärften Konkurrenzkampfes, der zwischen den Medien entbrannt ist. Lanz jedenfalls hat sich, gewiss auch dem Druck der öffentlichen Meinung folgend, bei Wagenknecht entschuldigt. Aber seine Gegner wollen ihn fallen sehen.

Das ist neu und zeigt, wohin die Reise vielleicht noch geht. Egal ob Politiker (Denken wir nur an Christian Wulff, den ehemaligen Bundespräsidenten!) oder eben an TV-Leitfiguren wie Lanz, sie alle werden zunehmend als Gladiatoren wahrgenommen, die sich in der Arena zu unserem Gaudi abstrampeln. Machen sie es gut, gibt es johlenden Beifall - straucheln sie, wird im Internet ruckzuck der Daumen gesenkt. Manchmal will man schon mal ein Tröpfchen Blut sehen.

Wohl verstanden: Lanz hat einen Fehler gemacht. Aber dass er nun regelrecht gejagt wird, sollte vor allem die Jäger selbst erschrecken.