OWL-Ratgeberin Eggert im SZ-Interview OWL-Ratgeberin Eggert im SZ-Interview: "Ich kann nichts finden was daran schlimm sein soll"

Köln - Am vergangenen Sonntag empfahl Ratgeberin Barbara Eggert einem Familienvater in ihrer Kolumne im Anzeigenblättchen OWL, seine Kinder (sechs und acht Jahre alt) von Eheschließungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern fern zu halten. Seither wütet ein anhaltender Shitstorm über die Soziologin und das Westfalenblatt, dem das Anzeigenblättchen beiliegt. Jetzt hat sich die 64-Jährige erstmals in einem Interview in der „Süddeutschen Zeitung“ zu dem Eklat geäußert.
Eggert zeigt sich verständnislos: Sie könne die Aufregung und die Reaktionen auf die Kolumne nicht nachvollziehen. Ihr ursprünglicher Beitrag sei um zwei Passagen gekürzt worden, in dem es explizit um Sexualität gegangen sei, die Überschrift der Kolumne („Töchter schützen“) stamme nicht von ihr. „Ich bin der Meinung, dass der Text weder mit Homosexualität noch mit Homophobie etwas zu tun hat“, so Eggert. Sie habe sich „für dieses Thema persönlich auch nie interessiert“.
Vorwürfe gegen Chefredakteur Windolph
Die Westfalen-Blatt-Gruppe feuerte Eggert als Kolumnistin am Donnerstag. In diesem Zusammenhang wirft Eggert dem Westfalenblatt-Chefredakteur Ulrich Windolph vor, sie als „alleinigen Sündenbock“ dargestellt und ihr Leben so zerstört zu haben. Dabei sei Windolph zunächst zuvorkommend gewesen, habe sich zweimal täglich nach ihrem Befinden erkundigt und die erste Stellungnahme des Blattes in Zusammenarbeit mit Eggert erstellt.
Von der zweiten Stellungnahme am Mittwoch, in der sich Windolph von der Kolumnistin distanziert, habe Eggert hingegen erst aus den Medien erfahren. „Das waren völlig andere Töne, die mich regelrecht vom Sofa gehauen haben.“ Eggert selbst hätte keine Konsequenzen aus der Affäre gezogen: „Ich habe auch zu Herrn Windolph (…) gesagt, dass diese Shitstorms vorübergehen. Ich hätte mich nicht erpressen lassen und mit der Kolumne weitermachen wollen.“
Zum Abschluss betont die scheinbar wenig reflektierte Autorin noch einmal, dass sie keinen Makel an ihrem Text erkennen kann. „Ich habe mir die Kolumne inzwischen 20 Mal durchgelesen und kann nichts finden, was daran schlimm sein soll. Der Text richtet sich nicht mit einem einzigen Satz gegen Homosexuelle“, sagt Eggert. „Es geht um die Frage, ob zwei konservativ erzogene Kinder, sechs und acht Jahre alt, die ein traditionelles Familienbild im Kopf haben, korrigiert werden sollen. Wenn ein Vater dazu gezwungen wird, kann das doch nicht gut sein!“ Fazit: Das Interview birgt das Potenzial, den nächsten geharnischten Shitstorm zu entfesseln. (ann)