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Ostfriesland Ostfriesland: Platt snacken für die nordeutsche Einheit

Von Normann Berg 22.10.2010, 16:26
Cornelia , Leiterin des Plattdüütskbüro (Plattdeutschbüro) bei der Kulturbehörde Ostfriesische Landschaft, erläutert in Aurich anhand von Beispielen die Rechtschreibreform der niederdeutschen Sprache. (FOTO: DAPD)
Cornelia , Leiterin des Plattdüütskbüro (Plattdeutschbüro) bei der Kulturbehörde Ostfriesische Landschaft, erläutert in Aurich anhand von Beispielen die Rechtschreibreform der niederdeutschen Sprache. (FOTO: DAPD) dapd

Aurich/dapd. - Plattdeutsch schreiben soll dadurcheinfacher werden. "Außerdem schlagen wir eine Brücke zu den anderen Platt-Regionen in Norddeutschland. Wir brauchen diesen großen Verbund, um wahrgenommen zu werden und die plattdeutsche Sprache zu erhalten", sagte Helmut Collmann, Präsident des Kulturverbandes Ostfriesische Landschaft, bei der Präsentation des Reformwerkes am Freitag in Aurich. Eine Kommission mit Vertretern aus ganz Ostfriesland hatte zwei Jahre lang die seit 1990 gültigen Schreibregeln für das ostfriesische Niederdeutsch unter die Lupe genommen, überarbeitet und erweitert.

"Döör" statt "Dör"

Beleg für Collmanns Plan von der plattdeutschen Einheit inNorddeutschland ist die neue Schreibform des Wortes "Döör" (Tür). Alle "Plattsnacker" schreiben "Döör" mit doppeltem Umlaut, nur die Ostfriesen nicht. Das ändert sich nun. Der Kulturverband erhofft sich davon, dass ostfriesische Texte zukünftig auch im Rest des Nordens leichter zugänglich werden. "Benutzerfreundlich" sei das neue Regelwerk, sagt Cornelia Nath, Leiterin des "Plattdüütskbüros" der Landschaft, das nun mit zwei "üü" geschrieben wird. Die Regelnseien besser strukturiert und diverse Ausnahmen abgeschafft worden.Dadurch gewinne der Lernende größere Sicherheit in der praktischenAnwendung. Auch auf neue Entwicklungen sei eingegangen worden. Sowurde der immer weniger gebrauchten Aussprache "schk" am Ende desWortes "Minsk" (Mensch) Rechnung getragen und die Schreibung"Minsch" erlaubt.

Reform ist kein Gesetz

Im Gegensatz zur ausufernden hochdeutschen Rechtschreibreformwurde das neue plattdeutsche Standardwerk auf lediglich 24DIN-A5-Seiten zusammengefasst. Widerstände an der Basis sind kaum zu erwarten, weil nahezu alle Schichten und Stände daran mitgearbeitet haben: Junge und Alte, Lehrer und Schüler sowie die Plattdeutsch-Beauftragten der einzelnen Kommunen. "Wir müssen mit unserer Sprache mehr den Menschen ansprechen und brauchten dazu die Stimme aus jedem Dorf", begründet Collmann die umfangreiche Arbeit an der Basis. Ein Problem bleibt allerdings: Die meisten Plattdeutsch Sprechenden haben das Schreiben ihrer Sprache nicht gelernt. Also versuchen sie, die Wörter in der hochdeutschen Schreibtechnik auf das Papier oder in den Computer zu bringen. Ihnen nimmt Cornelia Nath aber sogleich alle Berührungsängste: "Die Rechtschreibreform ist kein Gesetz, sie ist ein Angebot."