Österreich Österreich: Wien ehrt Johann Strauß Vater

Wien/dpa. - Festkonzerte, eine Ausstellung und eine Kranzniederlegung am Ehrengrab: Auf vielfältige Weise gedenkt die Stadt Wien des 200. Geburtstags von Johann Strauß Vater (1804-1849). Schließlich hat der Komponist und Musiker seine Heimatstadt zum Zentrum der Tanzmusik des Biedermeier gemacht. Als Begründer der musikalischen Strauß-Dynastie hat er der Hauptstadt der Klassik eine neue, leichte Facette hinzugefügt. Selbst die ernsten Wiener Philharmoniker führen den König der Unterhaltungsmusik im Repertoire - der «Radetzkymarsch» zum Mitklatschen begeistert alljährlich das Publikum beim Neujahrskonzert.
Dass der Name Johann Strauß dennoch vorrangig mit dem Werk des Sohnes verbunden wird, der als «Walzerkönig» verehrt wird, hat für den Vorstand des renommierten Orchesters, Clemens Hellsberg, eine «gewisse Tragik». Denn, darin sind sich Musikwissenschaftler einig, das Wirken des Vaters Johann Baptist Strauß hat die Voraussetzungen für den Erfolg des Sohnes erst geschaffen.
Strauß Vater kam als Kind eines Wiener Gastwirtes früh mit der Unterhaltungsmusik in Berührung. Der musikalische Junge hatte als virtuoser Geiger so viel Erfolg in kleineren Kapellen und später im Quartett von Joseph Lanner, dass er bald von der Musik leben konnte und seinen erlernten Beruf als Buchbinder nie ausüben musste.
Seine erste eigene Kapelle gründete er 1827, zwei Jahre nach der Heirat mit der Wirtstochter Anna Streim und der Geburt des Sohnes Johann. Mit seinem Orchester feierte er große Triumphe in Wiener Vorstadt-Lokalen. Die offizielle Anerkennung blieb ihm allerdings lange verwehrt - der private Lebenswandel des beliebten Musikers stieß im Kaiserhaus auf wenig Begeisterung: Strauß Vater gründete neben seiner Ehe eine zweite Familie und wurde wegen Glücksspiels verurteilt.
Bald ging er mit seinem auf 25 bis 30 Mitgliedern angewachsenen Orchester auf Tournee und machte den Walzer in Konzerten von Ungarn bis Holland zum europaweit beliebtesten Gesellschaftstanz. Der Erfolg verhalf ihm schließlich zu offiziellen Ehren: 1846 wurde er mit dem eigens für ihn geschaffenen Titel «k. k. Hofballmusikdirektor» ausgezeichnet. 1849 kam er von einer Tournee krank zurück und starb mit 45 Jahren an den Folgen einer Scharlachinfektion.
In seinem kurzen, intensiv musikalischen Leben schuf Johann Strauß Vater mehr als 250 Werke. Doch noch zu Lebzeiten lief ihm der eigene Sohn den Rang als Walzerkönig ab - viele Werke des Vaters gerieten daher rasch in Vergessenheit. Ein wissenschaftliches Symposium, ein umfangreiches Konzertprogramm und eine Ausstellung unter dem Titel «Des Verfassers beste Laune» in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek sollen die Erinnerung an den Vater des Walzerkönigs nun auffrischen.