Oranienhof Bad Kreuznach Oranienhof Bad Kreuznach: Spuren sind verwischt
Kreuznach/MZ. - Mit der Schau "Huis van Oranje" erwacht das Schloss Oranienbaum bei Dessau in diesem Jahr zu neuem Leben. Doch der Barock-Bau ist nur eine von vier Anlagen, die oranische Prinzessinnen im 17. Jahrhundert auf deutschem Boden errichteten. Der Oranienhof in Bad Kreuznach gehörte dazu.
Wie sucht man die Spuren einer oranischen Prinzessin, die schon seit 1688 tot ist? An einem Ort, der mehr auf seine pfälzische Geschichte schaut als auf die Traditionen von Eingeheirateten? Da gibt es den Oranienpark und irgendwann gab es ein Hotel "Oranienhof", von reichen, russischen Fürsten bewohnt wurde. Aber eine Maria von Nassau-Oranien? Nein, das sagt in Bad Kreuznach beinahe keinem etwas.
Dabei hatte sie in Kreuznach wie alle ihre älteren Schwestern natürlich auch einen Ort mit dem Namen ihrer Familie versehen: den Oranienhof. Der war wesentlich kleiner als die drei anderen Gründungen Oranienburg, Oranienbaum oder gar Oranienstein. Die jüngste der vier Oranierinnen hatte durch ihre Verheiratung auch keine ganz so treffliche Partie gemacht. Ihr zwei Jahre älterer Mann Ludwig Heinrich Moritz von Pfalz-Simmern lag in Familienfehde mit den katholischen Kurpfälzern in Heidelberg, die mit den reformierten Nachbarn nichts gemein hatten außer Streit.
Maria von Nassau-Oranien hatte eine ordentliche Mitgift eingebracht und verfügte darüber hinaus über eine gehörige Portion an Durchsetzungswillen, der vor allem darauf bedacht war, die calvinistischen Errungenschaften ihrer Verwandten nicht durch unachtsame Familienpolitik an die Katholiken in der Nachbarschaft zu verplempern.
Und obwohl es einen ansehnlichen Palast in der Kreuznacher Neustadt gab, überzeugte sie ihren Mann von der Notwendigkeit, ihr doch das aufgelassene Kloster Petershof zu überlassen, das sie zu ihrem Ruheort machte. 193 Morgen Land mit Weinbergen, Äckern, Wiesen und Wald gehörten zu dem Ort, der bald Oranienhof genannt wurde. Nicht immer war der Gräfin nach Ruhe. Ein Heimatforscher bescheinigte ihr Anfang des 20. Jahrhunderts, sie sei "ein lebhaftes, lustiges, sanguinisches, kurz ein pfälzisches Temperament" gewesen. Und im nächsten Satz bekräftigt er das nicht ohne Unterton: "zu lebhaft, zu lustig, zu anschmiegsam".
Das Ziel dieses Ungestüms war aber nicht ihr Gatte, sondern der Stallmeister und Kammerherr von Kolbe. Eine Affäre, die dem fast schon verarmten Adeligen den Eintritt in eine ungeheure Karriere ermöglichte. Die gräfliche Ehe blieb unterdessen ohne männlichen Erben, so dass Gräfin und Graf schon 1670 in einem Testament die Absicherung der Besitztümer vornahmen. Der Graf starb drei Jahre danach, Gräfin Maria bewirtschaftete bis zu ihrem Tod am 20. März 1688 den Oranienhof, den sie natürlich dem Stallmeister vermacht hatte.
Dessen Ambitionen führten ihn an den preußischen Königshof, wo er zum Ersten Minister aufstieg und in den Reichsgrafenstand derer von Wartenbergs erhoben wurde. Und weil auch seine Familie bald ausstarb, ging der Oranienhof in bürgerlichen Besitz über. Das Hotel wurde gebaut, nachdem Kreuznach Anfang des 19. Jahrhunderts zum Badeort erhoben worden war.
Die Nazis rissen den Bau ab. Heute befinden sich am Ort des Oranienhofs eine Minigolfanlage und ein Ausflugslokal. Da ist es wirklich schwer, die Spuren einer oranischen Prinzessin zu finden.