OECD-Studie OECD-Studie: Deutschland macht erkennbare Fortschritte bei der Bildung
Berlin - Deutschland hat Fortschritte auf dem Weg hin zu mehr Chancengleichheit durch Bildung gemacht. Was hat zu diesem Erfolg beigetragen?
Zum Beispiel der Ausbau der frühkindlichen Bildung. Im Jahr 2013 nahmen 92 Prozent der dreijährigen an solchen Angeboten teil, im Jahr 2005 waren es noch 80 Prozent. Die Förderung in diesem Alter ist vor allem deshalb so wichtig, weil von ihr natürlich insbesondere diejenigen profitieren, die zu Hause nicht so stark gefördert werden können. Das gilt insbesondere für die Kinder von Migranten, wenn bei ihnen zu Hause nicht so viel Deutsch gesprochen wird.
Die Regierenden haben also endlich erkannt, wie wichtig die frühe Förderung ist und ihre Prioritäten entsprechend geordnet?
Die Erkenntnis ist da, es könnte aber noch mehr getan werden. Für einen Grundschüler wird in Deutschland immer noch weniger Geld ausgegeben als im Durchschnitt der OECD-Länder, auch wenn die Ausgaben pro Schüler für alle Schulformen zusammengenommen über dem Durchschnitt liegen. Dabei spielt natürlich insbesondere die Grundschule noch einmal eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Chancen von Benachteiligten zu verbessern. Insbesondere, wenn man einbezieht, dass die Kinder in Deutschland sehr früh auf unterschiedliche Schulformen verteilt werden
Erklärt sich auf diese Weise, warum in Deutschland immer noch weniger junge Menschen studieren als im OECD-Durchschnitt?
Keine Frage, Bildungschancen werden in Deutschland noch immer viel zu häufig vererbt. Und: Der Anteil derer, die als erste in ihrer Familie ein Studium aufnehmen, könnte und sollte größer sein. Allerdings gilt auch: Mittlerweile nimmt mehr als die Hälfte der jungen Erwachsenen ein Studium auf. Dass es im OECD-Durchschnitt noch einmal mehr sind, hat auch damit zu tun, dass Deutschland mit seinem dualen Berufsausbildungssystem eine gute Alternative bietet. Dass die Ausbildung im Betrieb und mit dem Lernen in der Berufsschule verzahnt ist, leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass in Deutschland die Jugendarbeitslosigkeit gering ist.
Und wie schaut es mit der Geschlechtergerechtigkeit aus?
Besser – aber noch immer mit erheblich Luft nach oben. Die OECD bescheinigt Deutschland etwa gute Fortschritte, wenn es darum geht, Frauen für ein Studium aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) zu gewinnen. Doch in den Köpfen muss sich noch Manches bewegen. In Deutschland erwarten 39 Prozent der Eltern 15-jähriger Jungen, dass diese später einen MINT-Beruf ergreifen. Bei den Eltern gleichaltriger Mädchen geben dies nur 14 Prozent an.
Geben wir genug Geld für Bildung aus?
Mit 4,4 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts investiert Deutschland einen geringeren Teil seiner Wirtschaftsleistung in Bildung als der OECD-Durchschnitt (5,3 Prozent). Doch was bedeutet diese Zahl? Deutschland ist ein sehr reiches und ökonomisch starkes Land. Das heißt, insgesamt fallen die Bildungsinvestitionen hier natürlich höher aus als in Ländern, die eine schwache Wirtschaftsleistung aufweisen und im Verhältnis etwas mehr davon in Bildung stecken. Deutschland steht deutlich besser da, als der statistische Wert es nahelegt.
Also ist in finanzieller Hinsicht alles in Ordnung?
Das gilt schon deshalb nicht, weil das deutsche Bildungssystem mit der Integration der Flüchtlinge vor einer Aufgabe steht, von der bis vor kurzem noch niemand wusste. Hier müssen möglichst schnell immer weitere zusätzliche Mittel organisiert werden. Denn gute Integration steht und fällt mit der Schule, in der Amira und Jamal gemeinsam mit Jonas und Ben spielen und lernen. Hier kann unsere Gesellschaft ihre Werte vermitteln, ein gutes Zusammenleben üben und auch den Grundstein dafür leben, dass unser alterndes Land am Ende von der Zuwanderung profitiert. Das ist jeden einzelnen Euro wert.
Stichwort: OECD
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat 34 Mitgliedsstaaten. Die meisten haben hohe Pro-Kopf-Einkommen und gelten als wirtschaftlich gut entwickelt.
