Musiker Musiker: Ex-Beatle Ringo Starr wird 70

London/dpa. - Mensch, kann das sein? Ringo Starr wird Mittwoch70! Aber klar, wenn John Lennon schon 30 Jahre tot ist, kann Ringokaum mehr der knuffige Sixties Boy mit dem Hundeblick sein. DieVerwunderung, die einen bei solchen Jahrestagen überfällt, gehtletztlich auf Selbstbetrug zurück. Man will nicht wahrhaben, wie altman selber ist.
Im Rückblick hat Ringo vieles richtig gemacht. Vor allem hat eruns, anders als Paul McCartney, von medialer Omnipräsenz verschont.Eher selten taucht er noch mal in der Öffentlichkeit auf, und dannfreut man sich immer, ihn zu sehen. Vollbart, Sonnenbrille, dickeRinge, breites Lächeln, alles wie gehabt. Ringo bleibt Ringo.
Bei den Beatles stand der kleine Mann immer im Schatten der großenEgos von John und Paul. Was ihm aber, nach allem was man weiß, nieetwas ausgemacht hat. Genau wie den Fans. Ringo soll sogar derpopulärste Beatle gewesen sein: Von keinem anderen wurden in den 60erJahren so viele I-love-you-Sticker verkauft.
Während John Lennon erklärte, die Beatles seien populärer alsJesus, fürchtete Ringo noch lange, der Erfolg könne morgen vorbeisein. Er traute dem Zauber nicht, schickte das Geld anfangs brav anseine Tante und bat darum, es für später anzulegen. Dann wollte er inLiverpool einen Friseursalon aufmachen.
Die spirituellen Höhenflüge des George Harrison waren seine Sachenicht. Beim indischen Guru hat er es nicht lange ausgehalten, undnach seiner Botschaft befragt, erwiderte er: «Botschaft? Ich binnicht das Postamt!»
Ringo war sich immer bewusst, dass er den Ruhm auch einer Reiheglücklicher Zufälle verdankte. Wenn sein Vater ihm zu Weihnachtenkein Schlagzeug geschenkt hätte, wäre er wohl Postbeamter geworden.Und wenn Oma nicht versucht hätte, aus dem Linkshänder mit allerGewalt einen Rechtshänder zu machen, hätte er nie den berühmtenRingo-Rhythmus entwickelt. Von dem übrigens auch nicht jederbeeindruckt war: «Mein Hund spielt besser Schlagzeug», behaupteteMuhammad Ali.
Ringo «the Nose» stieß erst kurz vor dem großen Durchbruch alsletzter zu den Beatles. Künstlerisch blieb er immer im Hintergrund.Komponieren oder singen durfte er höchstens mal «With a Little HelpFrom My Friends». Manchmal verkündete er aufgekratzt, ihm sei da eineganz hitverdächtige Melodie in den Kopf gekommen, aber wenn er einpaar Takte angespielt hatte, rollten John und Paul schon mit denAugen und beschieden ihm ruppig, das habe doch längst jemand andereserdacht. «Ich hatte das dann wohl im Radio gehört und es unbewusstnoch einmal selbst komponiert.»
Zurzeit ist Ringo auf einer Sommer-Tour durch die USA. Er genießtdas Leben, sagt er manchmal in Interviews. Und wenn er dann wie immergefragt wird, wann er denn endlich nach Liverpool zurückziehe, sagter grinsend: Bald, ganz bald. Dann ist er wieder ganz der jungenhafteRingo von damals.