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Musik Musik: Panik-Udo baut seine Beziehung zu «Angie» aus

Von Dorit Koch 30.08.2005, 11:49
Die Zeichnung des Sängers Udo Lindenberg zeigt ihn auf einer Couch beim Gläschen Eierlikör mit Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel. Das Bild ziert das Cover seiner neuen Single mit dem Titel «Hallo Angie, das Merkel ich mir». (Foto: dpa)
Die Zeichnung des Sängers Udo Lindenberg zeigt ihn auf einer Couch beim Gläschen Eierlikör mit Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel. Das Bild ziert das Cover seiner neuen Single mit dem Titel «Hallo Angie, das Merkel ich mir». (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Die 45-jährige HausfrauSusanne Knoll aus Lübeck, derzeit bekannteste Doppelgängerin derPolitikerin, werde noch im September mit ihm zu seinem Song «HalloAngie, das Merkel ich mir» vor der Kamera stehen, sagte Lindenberg amDienstag. Der Deutschrocker hatte den satirischen Song vor zweiMonaten ins Internet gestellt und damit für Schlagzeilen gesorgt.

«Der Text ist voller Zuwendung zu meiner kleinen FDJ-Panik-Sympathisantin, die sie ja wohl war. Er hat nicht diesen destruktivenAnklang, wie ein ähnlich lautendes Stones-Lied», meinte der Musiker.Regelmäßig am Ende von Wahlkampfauftritten spielt die CDU derzeit denWelthit «Angie» der Rolling Stones aus dem Jahr 1973. In jenem Jahrgelang auch dem deutschen Rocker aus dem westfälischen Gronau derDurchbruch - an diesem Mittwoch kommt Udos «Angie»-Song in denHandel. Für das Cover hat der Künstler - inzwischen auch als Malerbekannt - selbst Hand angelegt: Sein Bild zeigt den Mann mit Hut undSonnenbrille vergnügt neben «Angie» im schwarz-rot-goldenen Mieder.

Ärger mit Gerhard Schröder (SPD) fürchtet der Kanzlerfreund nicht,zumal er in seinem witzigen Merkel-Song auch Kritisches einfließenlässt. «Bei vielen Menschen gerät schnell in Vergessenheit, dass wirjahrzehntelang für alternative Energieforschung und gegen die Atom-Gefahr gekämpft haben - und für Deutschland als friedenspolitischenPionier-Staat. Umsonst? Und außerdem darf man Angies Kniefall beiBush nicht so schnell vergessen», sagte Lindenberg (Songtext: «Ichhab Dir nämlich noch längst nicht verzieh'n in Sachen Irak - Du beiBush - auf den Knien... »).

Außerdem fehle der CDU-Politikerin eine gewisse Grandezza. «Siewirkt doch immer noch verklemmt und humorarm. Sie muss noch zeigen,ob sie ein lässig-lockeres "Mädchen" sein und die bunte RepublikDeutschland gut gelaunt als Locker- und Leckerland im Auslandrepräsentieren kann. Steiftiere gibt es auf der Welt schon genug»,witzelte der Musiker, und formulierte im selben Atemzug seineErwartungen an die künftige Kulturpolitik: «Keinen altbackenen,elitären Kulturbetrieb so hemmungslos fördern und feiern, sondernrock'n'rollige Basis-Kultur, die neue Dichter und Denker aus denGettos und Vorstädten hervorbringt.»

Enttäuscht hatte der Sänger, der seit mehr als 30 Jahren auf derBühne steht und von Fans in West wie Ost gefeiert wurde, kürzlich einKonzert mit seiner Revue «Atlantic Affairs» im ehemaligen Palast derRepublik in Berlin abgesagt. 22 Jahre nach seinem legendären Auftrittin Ostberlin wollte Udo noch einmal an jener Stätte aufspielen - essollte die letzte Show in der Ruine sein. «Letztlich ist es an denenormen Kosten für die Bauauflagen gescheitert», berichtete er.«Dabei dachte ich, dass der Palast eine Baustelle des neuen Europaswerden sollte - ein Treffpunkt für moderne Kultur, eineBegegnungsstätte für Europa als Friedenskontinent.»

Der «Angie»-Song ist die erste Single, die der Musiker in diesemJahr rausbringt. Mehr als 20 Millionen Platten hat der Pionier derdeutschsprachigen Rockmusik in seiner Karriere bereits verkauft, fürsein neues Album textet und komponiert er bereits. Doch mindestens soviel Raum nimmt inzwischen die Arbeit an Gemälden und «Likörellen»ein. Als Maler hat Lindenberg bereits im Bundeskanzleramt Einzuggehalten: «Zwei meiner Bilder hängen dort jetzt.» Nicht nur das hater seiner «Geliebten» voraus. «Egal, wie die Bundestagswahl am 18.September ausgeht, am Tag danach regieren die Panik-Partei und ich.»Dann wird sein 25 Jahre alter Film «Panische Zeiten» neuherausgebracht - mit Lindenberg als Bundeskanzler.