Musik Musik: «Opernführer» Marcel Prawy in Wien gestorben
Wien/dpa. - Der am 29. Dezember 1911 in Wien geborene Prawy (eigentlich: Marcel Frydman Ritter von Prawy) studierte Rechtswissenschaften und Musik. Nach Jahren als persönlicher Sekretär des Sängers Jan Kiepura kam er mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nach New York, wo er sich vor allem mit dem Musical beschäftigte. 1955 wurde er Dramaturg und Produktionsleiter an der Wiener Volksoper, später Chefdramaturg der Staatsoper. Mit zahlreichen Fernseh-Produktionen versuchte er, die Genres Oper und Musical populär zu machen.
Die höchsten österreichischen Politiker würdigten am Montag Prawys Wirken. «Marcel Prawy hat die Welt der Oper nicht nur erklärt, vielen hat er diese wunderbare Welt erst voller Begeisterung erschlossen», meinte Bundespräsident Thomas Klestil. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel bezeichnete den Wissenschaftler als «Mensch mit großem Humor und einem unglaublichem Wissen, das einer Enzyklopädie der Oper gleichkommt». Prawy sei als «leuchtendstes Symbol der Kunstgattung Oper unersetzbar», meinte Staatsopern-Direktor Ioan Holender.
Neben seinen Opern-Matineen, die zeitweise direkt vom Fernsehen aus der Staatsoper übertragen wurden, machte sich Prawy vor allem um das US-amerikanische Musical verdient. So produzierte er als erster Kontinental-Europäer die Werke seines Freundes Leonard Bernstein, darunter die «West Side Story» und «Mass». Legendär waren auch seine menschlichen Schrullen: Prawy wohnte über viele Jahre bis zu seinem Tod im Wiener Hotel Sacher und hortete sein umfangreiches Archiv in Plastik-Tüten aus dem Supermarkt.