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Museum Museum: Vom Camping-Trabi bis zum «Hackenwärmer»

Von Sabrina Gorges 15.02.2005, 10:40
Eine Frau betrachtet im Fahrzeugmuseum Glöthe im Landkreis Schönebeck einen stillgelegten Funkstreifenwagen vom Typ "Lada" der einstigen DDR-Volkspolizei (Foto vom 04.02.2005). In dem Museum ist auf rund 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche eine Fahrzeugsammlung der besonderen Art zusammengetragen worden. Vom Holz-Kinderroller bis zum Einsatzwagen der Polizei - mehr als 250 fahrbare Untersätze auf zwei, drei und vier Rädern können in der Scheune eines ehemaligen Rittergutes auf zwei Etagen bestaunt werden. Im Dezember 2004 wurde Eröffnung gefeiert. (Foto: dpa)
Eine Frau betrachtet im Fahrzeugmuseum Glöthe im Landkreis Schönebeck einen stillgelegten Funkstreifenwagen vom Typ "Lada" der einstigen DDR-Volkspolizei (Foto vom 04.02.2005). In dem Museum ist auf rund 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche eine Fahrzeugsammlung der besonderen Art zusammengetragen worden. Vom Holz-Kinderroller bis zum Einsatzwagen der Polizei - mehr als 250 fahrbare Untersätze auf zwei, drei und vier Rädern können in der Scheune eines ehemaligen Rittergutes auf zwei Etagen bestaunt werden. Im Dezember 2004 wurde Eröffnung gefeiert. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Glöthe/dpa. - Sie heißen Habicht, Sperber, Spatz und Star und haben weder Flügel noch Federn. Stattdessen besitzen sie zwei Räderund einen Motor und gehören zur Sammlung alter Fahrzeugtechnik ausDDR-Zeiten von Ingo und Kerstin Schramm. Im Fahrzeugmuseum imidyllischen Glöthe (Landkreis Schönebeck) haben sie auf rund 800Quadratmeter Ausstellungsfläche eine Fahrzeugsammlung der besonderen Art zusammengetragen. Vom Holzkinderroller bis zum Einsatzwagen derPolizei - mehr als 250 fahrbare Untersätze auf zwei, drei und vierRädern können in der Scheune eines ehemaligen Rittergutes auf zweiEtagen besichtigt werden. Im Dezember 2004 wurde Eröffnung gefeiert.

Die Exponate in der oberen Etage stehen dicht bei dicht. Selbst anden Wänden hat das Ehepaar Schramm sorgfältig Accessoires wie DDR-Nummernschilder, Landkarten und Straßenschilder aufgehängt. In einemRegal hat ein so genannter Hackenwärmer seinen Platz gefunden - einmotorbetriebenes Fahrrad aus dem Jahre 1955. Ein Trabant 601 mitDachzelt bildet den Mittelpunkt in einer liebevoll eingerichtetenCamping-Ecke aus längst vergangenen Zeiten und ein Rollstuhl ausVorkriegsproduktion bildet den gewollten Kontrast.

«Hier können Fahrzeuge bestaunt werden, die zwischen Kap Arkonaund dem Fichtelgebirge bewegt und gepflegt worden sind», fasst IngoSchramm die Philosophie des kleinen Museums zusammen. Die DDR-Traditionsmarken Diamant, Mifa, Simson und MZ finden ebenso ihrenPlatz wie Wartburg und Trabant. Dazu gehören neben Sonderfahrzeugender Feuerwehr, Polizei und der Nationalen Volksarmee auch Eigen- undUmbauten, Prototypen, Puppen- und Handwagen. Der Clou: Fast alleStücke befinden sich im Urzustand.

Besonders stolz ist der 39 Jahre alte Angestellte auf Raritätenwie den Wartburg-Funkstreifenwagen der Volkspolizei aus dem Jahr1988. «Der ist in seinem Zustand einmalig in Deutschland», erklärtSchramm. Große Restaurationen gibt es im Fahrzeugmuseum Glöthe nicht.«Da wird nichts ausgebeult, nachlackiert und ausgebessert.»

Bestes Beispiel dafür ist ein Framo Kastenwagen, Baujahr 1956. DerRostklumpen, der einmal für die Deutsche Reichsbahn im Einsatz war,trotzte seit 1991 Schnee, Regen und Wind. «Einen Neuaufbau gibt esnicht. Er wäre nicht effektiv», erklärt Schramm. «Irgendwann hat einFahrzeug eben verloren», sagt er mit einem Augenzwinkern. Irgendwieverloren hat auch die schwarze MZ Rikscha, von der nur dieses eineModell gebaut wurde. «Das ist ein Prototyp, der in den Jahren 1992und 1993 entwickelt und gebaut wurde», weiß Schramm. «Er sollte 17 PShaben und etwa 100 Stundenkilometer fahren.»

Trotz seines jungen Alters hat das Museum bereits eineVorgeschichte. Vor etwa 20 Jahren begann die Sammelleidenschaft desEhepaars mit dem Motorrad EMW R 35 aus Eisenacher Produktion undeinem F9 Cabriolet. Mehr als zehn Jahre lang tourten sie unter demNamen «Fahrzeug Geschichte Ost» durch Deutschland, besuchten Messenund Fan-Treffen. «Wir haben immer von einem festen Platz geträumt»,sagt Kerstin Schramm. Die 40-Jährige Museums-Inhaberin erzähltweiter: «Die Scheune hier in Glöthe war perfekt für unser Vorhaben.»

In Zukunft möchte das Ehepaar in seinem Museum die Vorstellungenvom Wandel und Wechsel der gezeigten Stücke verwirklichen. «Wirwollen Motto-Ausstellungen gestalten, Fan-Treffen bündeln und immerwieder etwas neues anbieten», betont Kerstin Schramm. «Ganz wichtigist für uns, dass wir uns die Lebendigkeit bewahren», ergänzt Ingo.«Und das hat immer auch mit Nostalgie zu tun.»