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Motörhead Motörhead: «Macht mehr Lärm!»

26.11.2003, 11:38

Berlin/ddp. - Und plötzlich war er fort. Ein paar Takte von «God save the Queen» hatte Lemmy sich noch abringen können, da verschwanden Motörhead von der Bühne der Berliner Columbiahalle. Vier Stücke hatte die lauteste, härteste und vor allem durchhaltewilligste Hardrockband am Dienstagabend bis dahin gespielt. Man musste sich beim Auftakt zur Deutschlandtour also Sorgen machen.

Die Besorgnis dauerte allerdings nicht lange: Nach einer koketten Kunstpause von wenigen Augenblicken erschienen Motörhead erneut und präsentierten sich in Folge als zuverlässiges Dienstleistungsunternehmen in Sachen Rock. Nichtsdestotrotz kündigte der als unverwüstlich geltende Sänger Lemmy Kilminster nahezu jedes Stück als Konzertabschluss an. Offenbar eine selbstironische Reflexion auf sein fortgeschrittenes Dienstalter: Im Dezember wird Lemmy 58. Als Motörhead vor drei Jahren zum 25-jährigen Bandbestehen mit «One more fucking Time» eine schwülstige Ballade veröffentlichten und Lemmy daraufhin bei der anschließenden Tour krankheitsbedingt erstmals nicht zur Arbeit erscheinen konnte, leben seine Fans in konstanter Beunruhigung.

3 000 Motörhead-Jünger tranken an diesem Abend auf Lemmys Wohl. Zum Dank legte sich das Trio mächtig ins Zeug: Ungeschlacht musizierten Motörhead drauf los, polterten ihre abgetakelten Boogie-Akkordfolgen rüde herunter, dass es eine Art hatte. Überraschenderweise hat die Band ihre brutale Spielweise, die sie berühmt machte, über die Jahrzehnte zu einer gewissen Perfektion getrieben.

Vor allem Drummer Mickey Dee, vormals bemerkenswerterweise bei der Virtuosenband King Diamond, ist es zu verdanken, dass Motörhead ihre variationsarmen Sauf- und Rauf-Songs ausgesprochen punktgenau vortrugen. Lemmy lobte ihn dafür auf deutsch als «besten Drummer der Welt». Die Verkaufszahlen der gebrauchten Schlagzeugfelle, die es am Devotionalienstand zum Selbstkostenpreis von 30 Euro zu erwerben gab, hielten sich trotzdem in Grenzen. In der Tat hatte Dees graziös getrommeltes, wiewohl überflüssiges Solo für einige Unmutsbekundungen gesorgt.

Motörhead-Konzerte, da haben Puristen ganz recht, zeichnen sich nun mal durch ihre Reduktion auf das absolut Nötigste aus. Nach nur einer knappen Stunde fortwährender Ermahnungen an das Publikum, gefälligst «mehr Lärm» zu machen, folgte dann der entsprechend kompakte Zugabenblock mit dem unverzichtbaren Klassiker «Ace of Spades». Und schon waren sie wieder fort.