Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern: Souvenirs eines Seemanns
HAMBURG/DDP. - Der Weltenbummler Reinhold Kasten ist 42 Mal um die Welt gereist, hat mehr als eine Million Seemeilen zurückgelegt und vier Schiffsuntergänge überlebt. Nie kam er mit leeren Händen zurück, brachte unzählige Erinnerungsstücke mit nach Hause - jedes mit einer eigenen Geschichte. Nun kommt Kastens Sammlung unter den Hammer. Deutschlands ältestes Auktionshaus, das insolvente Unternehmen Schopmann, versteigert am 29. und 30. April den ersten Teil aus dem Schatz des Abenteurers und erhofft sich so auch einen Schritt aus der eigenen Krise.
"Die Vielfältigkeit macht die Sammlung so besonders", sagt Christiane Blumenthal von Schopmann. Der Abenteurer Kasten habe nicht mit einem wissenschaftlichen Hintergrund auf allen Kontinenten gesammelt, sondern das mitgenommen, was ihm gefallen habe - von Souvenirs bis zu Kostbarkeiten. Diese "spezielle Mischung" werde ein bunt gemischtes Publikum anlocken, sagt Blumenthal. Die Gebote gehen von etwa 80 bis 1 600 Euro. Tibetische Totenschädel etwa, wie sie ähnlich in der Auktion auftauchen, sind laut Blumenthal im Handel zuletzt für 3 500 Euro verkauft worden. Ab Donnerstag wird Kastens Schatz zum letzten Mal öffentlich gezeigt.
Geboren 1920 in Norddeutschland, ist der Kapitänsjunge eigenen Angaben zufolge "mit 14 Jahren und drei Monaten" erstmals um das berüchtigte Kap Horn gesegelt. Es war der Beginn seiner Liebe zu den Weltmeeren und zugleich der Auftakt seiner Sammlerleidenschaft. Fast sechs Jahrzehnte lang zog es ihn in die Ferne. Kasten fuhr 18 Mal durch die Magellanstraße, 24 Mal durch das Bermudadreieck und umrundete schließlich 20 Mal das Kap Horn. Jedes Mal steckte er das eine oder andere Andenken in seinen Seesack. Von der ersten Reise hat er einen Schildkrötenpanzer und Schmetterlingsflügel mitgebracht. Dazu kamen mit der Zeit diverse Reliquien, Schmuckstücke und Möbel fremder Kulturen, darunter Handwerkskunst von Naturvölkern, eine Wikinger-Bronzestatue, Fetischfiguren aus dem Kongo oder ein perlmuttbesetzter Stuhl eines indischen Maharadschas.
8 000 dieser Mitbringsel waren von 2002 bis 2009 im Teepott im Ostseebad Warnemünde ausgestellt, nachdem der Unternehmer Hilger Patzner die Sammlung von Kasten kaufte. Obwohl direkt an der Seepromenade gelegen, lockte die Schau in Warnemünde nicht mehr als etwa 10 000 Besucher jährlich an. Irgendwann musste Patzner "die Notbremse ziehen".
Eigentlich hatte er sich eine andere Lösung für Kastens Mitbringsel gewünscht: "Ich habe versucht, die Sammlung zusammenzuhalten, weil sie so am wertvollsten ist." Aber ein Verkauf an die Stadt Warnemünde scheiterte an den leeren Kassen der Kommune. "Wenn die Ausstellung städtisches Eigentum wäre, würde ich zur Erhaltung eine Förderung vom Land bekommen", erklärt Patzner. Die Sammlung verschenken wollte er aber auch nicht und entschied sich für die Versteigerung - wohl wissend, dass dies die Sammlung auseinanderreißt. Kasten wisse davon, und es tue ihm natürlich ein bisschen weh, sagt Patzner und fügt hinzu: "Auch mir tut das leid."