«Marmorklippen»: «Marmorklippen»: Oper nach Ernst Jüngers Buch uraufgeführt

Mannheim/dpa. - Jüngers «Marmorklippen» handeln vom Zusammenbruch jeder Kultur,vom Scheitern des gewaltsamen Widerstands und dem Rückzug in die Weltdes Geistes. 1939 erschienen, galt das Werk als Widerstandbuch - eineInterpretation, die der Autor stets abgelehnt hat. Aber noch heutelesen sich Jüngers Visionen wie eine Warnung vor dem Untergang derHumanität.

Der 1953 in Albano Laziale bei Rom geborene Giorgio Battistellierregte als Opernkomponist bereits 1981 Aufsehen, als er für sein«Experimentum mundi» 16 Handwerker aus seinem Heimatdorf auf derBühne streng nach Partitur geräuschvoll werkeln ließ. Für das WerkErnst Jüngers hat er schon seit langem ein besonderes Faible. Amumfangreichen Werk des Autors interessieren Battistelli vor allem diesymbolträchtigen Visionen.

Für die Oper setzte der Librettist Giorgio van Straten das Werkmit großem Respekt vor dem Originaltext um. Die wichtigsten Passagenwerden wörtlich auf die Bühne projiziert, die gesungenen Texteerscheinen als Übertitel. Das Ganze wird so zum Leseabend fürOpernfreunde. Die Inszenierung (Carlos Padrissa) überwältigt dieZuschauer mit einer Flut von Einfällen wie Videoprojektionen in 3-D,Feuerwerken, Gauklern, Artisten und Feuerschluckern. Eine «Stimme derErinnerung» kommt per Videokonferenz aus Barcelona. Eingebunden indas Theater sind der Mannheimer Opernchor und das Orchester unter demMannheimer Musikchef Adam Fischer.

Battistellis Musik verwendet die Errungenschaften der Avantgarde,der Italiener geht aber unkonventionell vor, bedient sich bei allenmöglichen Stilarten. Neben routinierten Blechbläser- und Schlagzeug-Stahlgewittern gibt es auch gläserne, leuchtkräftige Passagen,mysteriöse Chöre und sogar einen deftigen Walzer. Das Ganze klingthandwerklich perfekt und weist alle Qualitätsmerkmale guter Filmmusikauf.