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Literatur Literatur: Satiriker Ephraim Kishon starb im Alter von 80 Jahren

30.01.2005, 13:36
Der Schriftsteller Ephraim Kishon blättert in einem Sammelband mit allen seinen Satiren in den Räumen seines Münchner Hausverlags Langen-Müller (Archivbild vom 06.07.1999). Der israelische Schriftsteller ist im Alter von 80 Jahren in der Schweiz gestorben. (Foto: dpa)
Der Schriftsteller Ephraim Kishon blättert in einem Sammelband mit allen seinen Satiren in den Räumen seines Münchner Hausverlags Langen-Müller (Archivbild vom 06.07.1999). Der israelische Schriftsteller ist im Alter von 80 Jahren in der Schweiz gestorben. (Foto: dpa) dpa

Appenzell/Tel Aviv/dpa. - Kishons Leichnam sollte noch amSonntag nach Israel übergeführt werden, wo er am Dienstag in Tel Avivbeigesetzt werden soll. Israels Ministerpräsident Ariel Scharonwürdigte Kishon als «einen der Giganten unserer Generation».

Der 80-Jährige habe der israelischen Gesellschaft mit Charme undScharfsinnigkeit einen Spiegel vorgehalten, sagte Scharon am Sonntag.Seine Erlebnisse als jüdischer Flüchtling und Holocaust-Überlebenderhätten sein Talent nicht daran gehindert zu blühen. Der israelischeStaatspräsident Mosche Katzav sagte, Kishon habe die israelischeKultur entscheidend mitgeprägt.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, PaulSpiegel, reagierte bestürzt auf die Todesnachricht. Er würdigteKishon in der im Internet publizierten «Netzeitung» als einenMenschen, der mit seinen Büchern Außerordentliches für dasVerständnis der israelischen Kultur und Politik geleistet habe. «Erwar ein Repräsentant des jüdischen Humors.»

Kishon wurde 1924 in Budapest als Ferenc Hoffmann geboren. Derungarisch-jüdische Junge entkam mit knapper Not denVernichtungslagern der Nazis und dem Gulag Stalins. Ein Großteilseiner Familie kam in den Gaskammern von Auschwitz um. 1949 ging erunter seinem neuen Namen Ephraim Kishon nach Israel. Dort schaffte ermit der Geschichte vom «Blaumilchkanal» in den 50er Jahren denliterarischen Durchbruch. Fortan spießte er menschliche Schwächen aufwie die Heuchelei um die Ehe oder die grassierende Bürokratie. Kishonselbst war drei Mal verheiratet. Er hat drei Kinder und fünf Enkel.

Das 1961 in Deutschland erschienene «Drehn Sie sich um, FrauLot!», in dem er die Probleme nicht nur des israelischen Alltagsaufspießte, wurde mit Begeisterung aufgenommen. Es folgten Bestsellerwie «Kein Öl, Moses?» (1974), «Paradies neu zu vermieten» (1979) oder«Kishons beste Autofahrergeschichten» (1985).

An seinem zweiten Wohnsitz Appenzell schrieb er außerdemTheaterstücke und Drehbücher, darunter eine Comedyserie, die unterseiner Regie gedreht und 1998 unter dem Titel «Sara und Ephraim -Kishons beste Familiengeschichten» im deutschen Fernsehenausgestrahlt wurde.