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Literatur Literatur: Mario Luzi in Florenz gestorben

28.02.2005, 18:27
Mario Luzi (Foto: dpa)
Mario Luzi (Foto: dpa) ANSA

Florenz/dpa. - Der italienische Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi würdigteLuzi in einem Beileidstelegramm als einen außergewöhnlichen Poetendes 20. Jahrhunderts mit internationalem Ruf. «Mario Luzi hat esverstanden, in der Vollkommenheit seines sprachlichen Ausdrucks mitKlarheit, Demut und Einfachheit dem Gewissen und den Konflikten derzeitgenössischen Welt eine Stimme zu geben.» Domenici sagte: «Das istein großer Verlust für die Stadt und das Land. Wir sind tiefbetroffen.» Luzi war erst im vergangenen Jahr zum Senator aufLebenszeit ernannt worden.

Zu den bekanntesten Werken Luzis, der sich auch alsLiteraturtheoretiker und Kritiker einen Namen machte, gehören derGedichtband «Wein und Ocker», der 1993 auch in deutscher Spracheerschien. Begeisterung erntete er für sein Werk «Und ein Lächeln, dasalles verwirrt - Ein Dichter in China». Der Band mit Poesie und Prosaschildert die großen Umwälzungen im größten Land Asiens auf dem Wegzu einem politischen Neuanfang und ist seit 2001 auf Deutscherhältlich. Schon mit seinem ersten Lyrikband «La barca» hatte Luzidie Florentiner Künstlerkreise in seinen Bann gezogen.

Die Todesnachricht verbreitete sich in Florenz in Windeseile. ImHaus des Dichters, ein Palazzo nahe dem Fluss Arno, versammelten sichAngehörige und Freunde Luzis. «Dichter der göttlichen Schönheit»,nannte die Mailänder Zeitung «Corriere della Sera» den Poeten einmal.Für viele Italiener war er schlicht einer der beliebtesten Dichterseit Giacomo Leopardi (1798-1837), den Luzi tief verehrte. Vor allemwar er aber auch ein «toskanischer Poet».

Florenz, Siena, die sanfte Hügellandschaft der Toskana, dieUmgebung des Monte Amiata - die Bilder seiner Kindheit und die Liebezu seiner Heimat tauchen immer wieder in seinen Versen auf. So vorallem in den teils wehmütigen, von sinnlicher Sprache geprägtenGedichten des Bandes «Wein und Ocker».  

1914 in Castello bei Florenz geboren, studierte Luzi französischeLiteratur und arbeitete anschließend zunächst als Gymnasiallehrer undvon 1955 an als Universitätsprofessor für romanische Literatur.1935 erschien «La barca»: Es war die Zeit des Faschismus, in der dieDichter «sich dem Geheimnis, der Innenschau und der Suche nach derTiefe zuwandten», wie sich Luzi später einmal erinnerte. Da habe sich«besonders die Poesie als reinste Sprache» angeboten.