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Literatur Literatur: Jürgen Thorwald im Alter von 90 Jahren gestorben

06.04.2006, 13:19

Lugano/dpa. - Einem breiten Publikumwurde er vor allem mit seinen Werken «Das Jahrhundert der Chirurgen»(1956) und «Das Weltreich der Chirurgen» (1958) bekannt, die seinerBewunderung für die Medizin Ausdruck verleihen. Bestseller wurdenauch seine Abhandlungen über die Kriminalistik, «Das Jahrhundert derDetektive» (1964) und «Die Stunde der Detektive» (1966). Thorwaldsoll am Freitag in Lugano beigesetzt werden. Er sei bereits amDienstag gestorben.

Jürgen Thorwald ist das Pseudonym des 1915 in Solingen geborenenHeinz Bongartz. Er hat zunächst Medizin, später dann Philologiestudiert. Erste schriftstellerische Versuche handelten von Themen ausMarine und Fliegerei. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Redakteur undMitbegründer der Stuttgarter Zeitung «Christ und Welt». Er schriebAbhandlungen über die Geschichte der Medizin und widmete sich auchkriminalistischen Büchern und Romanen.

In einem dpa-Gespräch sagte er einmal, dass durch seineBeschäftigung mit der Medizin ihn immer mehr Skepsis beschlich.Begonnen habe das 1960 mit «Die Entlassung», einem Buch über dengroßen Chirurgen Ferdinand Sauerbruch (1875-1951). Sauerbruch habetrotz Gehirnsklerose noch weiter operiert und dabei vor den Augenseiner Assistenten «Furchtbares angerichtet». Niemand habe aber etwaszu sagen gewagt. Einen Prozess, den Angehörige Sauerbruchs gegen ihnangestrengt hatten, gewann Thorwald.

Überwiegend hat Thorwald zunächst in München und später imsüdschweizerischen Tessin gelebt. Einige Zeit verbrachte er auch inKalifornien. Dort wurde er zu einer satirischen Darstellung derdortigen Film- und Fernsehwelt inspiriert, sie erschien unter demTitel «Traumoase» (1968). Er erhielt 1966 den Edgar-Allan-Poe-Preis,1979 den Award in Forensic Medicine und 1983 das Bundesverdienstkreuz1. Klasse. Thorwald war drei Mal verheiratet und hat zwei Kinder.