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litCOLONY.de litCOLONY.de: Elke Heidenreich geht mit «Lesen!» online

28.11.2008, 13:18
Elke Heidenreich spricht über «Lesen!» (FOTO: DPA)
Elke Heidenreich spricht über «Lesen!» (FOTO: DPA) ddp

Köln/ddp. - «Lesen!» gibt es jetztim Internet - als Teil des neuen Literaturportals litCOLONY.de, dasab sofort online geschaltet ist.

Zufrieden und gut gelaunt zeigte sich die 65-Jährige bei derVorstellung des Konzepts am Freitag in Köln. Mit der Abrufbarkeit imInternet sei ihre Sendung nun jederzeit verfügbar und an keinenSendeplatz mehr gebunden. Durch den Wechsel ins Netz rechne sie zudemmit einer ganzen Reihe neuer Zuschauer. Literatursendungen imFernsehen kämen für sie nicht mehr im Frage: «In meinem Herzen binich mit dem Fernsehen durch», sagte Heidenreich.

Gast ihrer ersten Online-Sendung ist Tote-Hosen-Sänger Campino, imJanuar will sie mit Ex-«Spiegel»-Chef Stefan Aust plaudern. Künftigwill Heidenreich einmal im Monat auf litCOLONY eine neue Sendung insNetz stellen - mit pro Jahr dann zwölf Sendungen wären das doppelt soviele, als sie zuletzt im ZDF hatte. Trotzdem werde alles jetzt «vielunkomplizierter», schwärmte sie. Die Sendung werde in ihrer KölnerLieblingskneipe «Backes» aufgenommen und sie könne den Beitrag zu derZeit produzieren, die ihr gerade passe.

«Lesen!» soll zugleich Zugpferd für das Portal litCOLONY.de sein,das sich als deutschlandweit erste große und unabhängige Website überdie Welt der Bücher versteht. Dahinter stehen die Macher deserfolgreichen Kölner Literaturfestivals lit.Cologne, das einmal proJahr Autorenlesungen veranstaltet - vor stets ausverkauften Häusern.Die Seite ist privat finanziert und soll sich künftig auch überliteraturbezogene Werbung von Verlagen sowie durchOnline-Buchverkäufe tragen.

litCOLONY.de sieht sich in erster Linie als ein Vermittlerzwischen Verlag und Leser, der mehr Durchblick in die Welt derunüberschaubar gewordenen Zahl von Neuerscheinungen bringen will.Davon sollen vor allem kleinere Verlage profitieren: «Neue Bücherbrauchen eine gewisse Wahrnehmungsschwelle, die in den Auslagen dergroßen Ketten-Buchhandlungen oft nicht mehr gegeben ist», sagtlit.Cologne-Mitgeschäftsführer Edmund Labonté. Auch das Feuilletonbespreche viele erwähnenswerte Bücher nicht. In dem neuen Portalkönnten solche Werke nun vorgestellt und von Nutzern entdeckt werden.

Für das Portal konnten die Organisatoren noch weitere Prominenzgewinnen. Regelmäßige Gastkolumnen soll es von Roger Willemsen undCordula Stratmann geben. Gleich zum Auftakt liefert Willemsen einOnline-Plädoyer für die Kraft der Literatur, die ihm alle möglichenSchauplätze gezeigt und Begegnungen mit den verschiedenstenCharakteren ermöglicht habe. «Die Macher, die sich hier finden,lieben Literatur», schwärmt er über das neue Portal.

Unterdessen steht Heidenreich weiter zu ihrer harschen Kritik amZDF. «Es war zugegeben etwas krass, aber es tut mir nicht leid»,sagte sie, und fügte hinzu: «Die Begeisterung, die ich im Positivenhabe, habe ich eben auch im Negativen.» Sie hatte im Oktober zurVerleihung des deutschen Fernsehpreises, bei der LiteraturkritikerMarcel Reich-Ranicki die Auszeichnung ablehnte, geschrieben: «Ichdachte, was für eine Zumutung diese armselige, grottendummeVeranstaltung für ihn sein müsse», und später nachgehakt: «Man schämtsich, in so einem Sender überhaupt noch zu arbeiten. Von mir ausschmeißt mich jetzt raus, ich bin des Kampfes eh müde.»

Das ZDF beendete wenig später die Zusammenarbeit mit Heidenreich,die «Lesen!» seit April 2003 moderiert hatte, und strich die beidenfür 2008 noch geplanten Folgen.