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Leipzig Leipzig: Museum zeigt Sonderschau zu Mode in der DDR

20.08.2011, 10:10
Die Bildkombo zeigt das Model Anja Schubert, die Kleidung des ehemaligen DDR-Modedesigners Heinz Bormann praesentiert. (FOTO: DAPD)
Die Bildkombo zeigt das Model Anja Schubert, die Kleidung des ehemaligen DDR-Modedesigners Heinz Bormann praesentiert. (FOTO: DAPD) dapd

Leipzig/dapd. - Für den Westdeutschen ist es einfach: Mode in derDDR, die war doch wie die Häuser dort: einheitlich grau undeintönig. Das sah man im DDR-Fernsehen und versandte daher Schickesin Westpaketen an die Verwandtschaft im Osten. Bis die vergessengeglaubten Stonewashed-Jeans im Herbst 1989 plötzlich wieder innatura auf den Straßen auftauchten. Der Geschmack des Westens hatteim Osten etwas länger überlebt.

Mode und DDR - ein Thema, das mit vielen Vorurteilen beladensind. Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig widmet dem Thema jetztdie Sonderausstellung «Malimo & Co. - Mode in der DDR zwischen Traumund Wirklichkeit».

Regina Söffker versucht einen differenzierten Blick zurück.DDR-Mode, «das ist wie mit einer gescheiterten Beziehung aus: Manist froh, dass es vorbei ist und erinnert sich doch an viele schöneMomente». Die in Berlin lebende Autorin hat sich in einem Buch mitder Mode in der DDR auseinandergesetzt. «Alles, was ein bisschenhübsch war, fiel dem Rotstift zum Opfer», beklagt sie. Doppelnähte,Applikationen, Knopfleisten, für die Wirtschaftsplaner in der DDRwaren solche Dinge mit ihrem Nützlichkeitsdenken nicht vereinbar.Der Materialmangel und die veralteten Maschinen taten ein Übriges.Allzu Modisches war auch nicht gewünscht, galt dies in der Ideologiedoch als westlich-dekadent, als Luxus gar.

«So gut wie jede Frau hatte eine Nähmaschine»

Nur war die Ideologie nicht alltagstauglich, kaum eine Fraumöchte sich von einem Funktionär vorschreiben lassen, was sie tragensoll. Und so wurde über die Jahre die Mode in der DDR, was sie imWesten immer seltener war: kreativ. Was es nicht zu kaufen gab,wurde selbstgemacht. «So gut wie jede Frau hatte eine Nähmaschine zuHause stehen», erinnert sich Söffker. Sie habe einmal einen neuenRock geschneidert bekommen aus der umgekrempelten Hose ihres Vaters.Bei den Accessoires half mitunter ein Griff in die Küche, austrockenen Sternchennudeln ließ sich mit ein bisschen Farbe eineprachtvolle Kette zusammenstecken, berichtet Autorin Söffker.

Tonangebend in Sachen Mode war in der DDR neben der Zeitschrift«Sybille» der Buchverlag für die Frau in Leipzig. Dort erschien imvergangenen Jahr eine Art Retrospektive auf die Kleidung imArbeiter- und Bauernstaat. Schwarz-Weiß sind darin die altenFotografien, die Kleider selbst strotzten nur so vor Farbe, vorallem in den 1970er Jahren. Und in ihren ersten Jahren hing die DDRin Sachen Mode kaum hinter dem Westen hinterher. Heinz Bormann schufin den 1950er und 60er Jahren in Magdeburg eine auch internationalanerkannte Marke, die sich nicht nur im Schrank der First Lady LotteUlbricht wiederfand, sondern auch in den Katalogen von Neckermannund Quelle, wie Autorin Ute Scheffler sagt. Der «Spiegel» taufte ihn1965 den Roten Dior.

Uniformität in der Mode ist heute größer

Heute wundert sich Scheffler über die Gleichförmigkeit in derMode. Vor allem die allgegenwärtigen Jeans hätten die Mode starkvereinheitlicht. In bestimmten Altersklassen und Milieus herrscheeine modische Gleichheit, wie es sie in der DDR nie gegeben habe,sagt sie. Trends haben den Geschmack ersetzt. «Man muss wissen, waszu einem passt», sagt Autorin Söffker. Da genüge ein kritischerBlick in den Spiegel. Sie selbst habe als Jugendliche in der DDReinmal die heißbegehrten Nylonstrümpfe aus dem Westen geschicktbekommen. «Allerdings in blau, das passte gar nicht zu mir, die hab'ich gleich weggeschmissen», sagt sie.

(Ute Scheffler: Chic im Osten, Buchverlag für die Frau, Leipzig2010 / Regina Söffker: Pramo, Konsum und Exquisit: Mode in der DDR,Wartberg-Verlag 2010)